Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VI. Die entstehung des prophetenkultus - 1. Der offenbarungbegriff
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Andrae, Die person Muhammeds ’
himmel. Der imam ist der regen, der reichlich fällt, die
leuchtende sonne, der himmel, der die weite erde überschattet, die
quelle, die den boden fruchtbar macht (57 a). Er ist Gottes licht
im himmel und auf erden. Sein licht leuchtet im herzen des
gläubigen stärker als die sonne am tage. Er ist Gottes
Stellvertreter auf erden und die pforte Gottes (55 a). Unverkennbar
kommt also auch in der anschauung der moderaten sfiten, zu
welchen Kulini zu rechnen ist, die wesenhafte göttlich keit der
imame zum Vorschein.
Fassen wir die obigen züge zusammen: die mystische gnosis,
die besonders bei der himmelfahrt die imame durchströmt, die
ab Wesenheit der psychologischen zustände, die für das extatische
prophetentum charakteristisch sind, statt dessen die wesenhafte
göttlichkeit, das wissen um das verborgene, die herrschaft über
die weit: man sieht, dass es lauter merkmale sind, die wir bei
dem gottmenschen des hellenismus wiederfinden.
Interessant ist es zu beobachten, wie dieser zweite
offen-barungsbegriff auch die technischen ausdrücke und Vorstellungen
des legitimistischen Offenbarungsprinzips allmählich umwandelt.
So wird der ausdruck »wissen erben» später unter den süfi’s ein
technisches wort für das wissen, das durch inspiration oder durch
die mystische emanation, durch fajcl ohne Vermittlung (bi-lä-wäsita)
gewonnen wird, d. h. ohne eine persönliche Vermittlung der
Offenbarung. Es wird in dieser bedeutung von den mystikern
gebraucht.
Wer dem süfischen begriff des wissens einige
aufmerksam-keit gewidmet hat, ihm wird die grosse Übereinstimmung, die er
mit der sfitischen offenbarungslehre hat, nicht entgangen sein.
»Wenn der gnostiker im grade der gnosis (cirfän)* vollendet ist,
lässt ihn Gott wissen ohne vermittelung erben. Er empfängt
das wissen, das auf den tafeln der ideen (ma’äni) geschrieben
steht, so dass er seine allegorieen (rumüz) versteht und seine
schätze kennt, seine talismane löst und es seinem namen und
wesen nach weiss. Gott gibt ihm das wissen, das in den punkten
verborgen ist. Wäre nicht die furcht, missbilligung zu erregen,
so würden die gnostiker solches mitteilen, die den verstand
blenden würde. Gott lässt sie wissen, was auf den blättern der
bäume, im wasser, in der luft und am himmelsgewölbe
geschrieben steht, aber auch was ohne schrift geschrieben ist von
1 Vgl. Horten, Die spekulative und positive theologie des Islam 328.
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