Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VI. Die entstehung des prophetenkultus - 4. Die übermenschliche ausrüstung des propheten
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Die enstehiiDg des prophetenkiiltus
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hat also in Wahrheit eine engelsnatur; nahrung, schlaf und
ge-schlechtsverkehr braucht er für sich selbst nicht; dass er sich
doch zu dem allem herabliess, kommt davon, dass er sich gegen
seine gemeinde gütig zeigen sich ihr vertraut machen wollte,
indem er wie ein mensch unter den menschen auftraut. Die
völlige ujrädsia, die die Vollendung des pneumatikers ist, bringt
auch eine Veränderung seiner physischen beschaffenheit mit. »Wer
jede körperliche regung ganz in sich erstickt hat, könnte, wie
die jünglinge im feurigen ofen, unverletzt in den flammen weilen»,
heisst es in einer legende bei Cassian.1 Eine solche djräüeia hat
Muhammed auch in bezug auf körperliche leiden und schmerzen
gewonnen. Hat er sich über solches beklagt, so ist dies
ebenfalls nur als ta’nis gegen die gemeinde zu verstehen. Selbst war
er so ganz in seinen Gott versenkt, dass er keine schmerzen hat
empfinden können.2 Früher hatte die orthodoxe theologie viele
mühe daran verwendet zu beweisen, dass es keine herabsetzung
der hohen w^ürde der propheten bedeute, wenn sie den leiden und
schwächen der menschlichen natur unterworfen waren.3
Die Übereinstimmung zwischen der wunderbaren ausrüstung
des propheten und die übernatürlichen vermögen der
pneumatiker scheint sogar auf einzelheiten zu gehen. So hören wir
von einem neupythagoräischen asketen, der wegen seiner
ent-haltsamkeit eine wunderbare sinnesschärfe besessen hat.4
So fest ist die Vorstellung von den wunderbaren
eigenschaften des propheten in dem volkstümlichen glauben des Islam
gewurzelt, dass selbst nüchterne orthodoxe theologen sich nicht
ihrer gewalt haben entziehen können. So entnimmt der grosse
’as’aritische dogmatiker Fahr al-din dem Minhäg al-HalimVs die
these, dass »die propheten in bezug auf körperliche und geistige
eigenschaften allen anderen menschen entgegengesetzt (muhälif)
sind. Dies gilt sowohl von den perzeptiven wie von den motorischen
kräften. Der prophet sah »die erde im osten und westen», er sah
nach vorn wie nach hinten. Warum wäre das unmöglich! Die
1 Reitzenstein, Historia inonachorum 123 f.
2 Al-Madhal II, 59.
3 Sifä* II, 87. Auch Qädi Ijäd meint, dass der prophet seinem
inneren wesen nach eine englische natur haben müsse um mit dem engel
verkehren zu können. Aber seine menschliche natur wird dadurch nicht
aufgehoben. Er ist wirklich, nicht nur scheinbar, den menschlichen
bedürf-nissen und leiden unterworfen.
4 Reitzenstein a. a. o. 94.
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