Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - II. Amos. Der Hirte als Prophet
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schülers gesehen, soll er unser Prophet werden und uns
Gottes Botschaft bringen ?
Doch es war stärker als ich. Ich konnte nicht wider-
stehen. „Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürch-
ten? Der Herr redet, wer sollte nicht weissagen ?“ Ich
fühlte etwas Unsichtbares an mich herankommen: Es
faßte mich an der Hand, so weich, so mild, so himm-
lisch mild — doch keine Kette von Eisen hält so fest wie
der Griff dieser himmlisch weichen Hand, von der ich
mich nicht mehr freimachen konnte. Ich folgte meinem
unsichtbaren Führer. Ich mußte folgen. Ich war nicht
mehr ich selbst, ich war Diener, Bote, Werkzeug. Eines
Morgens zog ich den Bettlermantel über meine Schul-
tern, ergriff meinen Stab und nahm schluchzend Ab-
schied von meiner geliebten Hütte und meinen guten
Schafen, von den stillen Hängen, "Tälern und Triften.
Der Weg zu dieser Höhe schien mir eine Ewigkeit zu
währen. Bei dieser Wanderung zu unbekannten Schick-
salen hin wurde ich völlig verwandelt. Der alte Amos war
tot;einneuer Amosfolgte seiner unerbittlichen Berufung.
Als ich mich heute morgen zum Reichsheiligtum auf
der Höhe von Bet-El begab, ward ich entmutigt. Die
Menschen hörten nicht auf meine Reden. Sie sagten:
Gib dir keineMühe mit uns, wir brauchen deine Predigten
nicht. Andere drohten: Nimm dich in acht vor dem
Hohepriester!
Mein Spiel war verloren, ehe ich es begonnen. Ich
wäre am liebsten umgekehrt, zurück zu meiner Herde,
zu meinem Frieden, zu meiner Freiheit. Doch die un-
sichtbare Hand hielt mich fest.
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