Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - II. Amos. Der Hirte als Prophet
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_ 3 —
dem gewaltigen Reiche im Osten, das seinen furchtbaren
Siegerarm ausgestreckt über die Völker der Erde. Im
Geiste sah ich ferne Reiche und das Gewimmel kämp-
fender Nationen, und die Schlechtigkeit der Welt tat
sich auf vor mir. Ein Doppelleben lebte ich zwischen
Schafen und Menschen, zwischen der Einöde der Höhen
und der lärmenden Unruhe der Küste. Immer mehr
öffnete sich mir die weite Welt, und mein Geist grübelte
über die dunklen Rätsel unseres Daseins.
Eines Tages kam die Hand des Herrn über mich,
plötzlich, geheimnisvoll, unwiderstehlich. Ich fühlte
mich erfaßt von einer überirdischen Macht, die mich
wegführte von meiner Hütte auf der Höhe und von
meinen Schafen. Ich glaubte deutlich eine Stimme von
oben zu vernehmen, die zu mir sprach: „Gehe hin und
weissage meinem Volke Israel.‘
Soll ich weissagen ? Soll der scheue, stille Amos, der
einsame Hirt, der sich nie mit anderem als mit Feigen
und Schafen beschäftigt, den härigen Bettlermantel
über seine Schultern werfen, seine Herde und seine
Sykomoren verlassen und in die Welt hinausziehen, um
den Menschen Gottes Strafgericht zu künden ? Ich ahnte
ja, was meiner wartete. Man würde mir mit Verachtung
und Mißtrauen begegnen, man würde mich verdäch-
tigen, verfolgen, verlachen und peinigen. Wie, würden
die Leute sagen, dieser Amos, dieser verwilderte
Wüstenmensch, dieser ungebildete Hirte, der niemals in
einer Schule gelernt, niemals den Mund aufgetan, nie-
mals den Schatten eines Propheten oder Propheten-
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