- Project Runeberg -  Propheten und Gottesmänner /
191

(1930) [MARC] Author: Marcus Ehrenpreis
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Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - VI. Deutero-Jesaja. Der leidende Gottesknecht - 3

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—_ 11 —
gerechten Gott über uns gibt, warum läßt Er uns leiden
ohne Schuld? Wenn wir alle Kinder eines gemeinsamen
Vaters im Himmel sind, warum hassen und plagen wir
einander ? Fragen ohne Antwort peinigten uns. Wir sind
vom Wege abgeirrt, und hatten keinen Boden unter
den Füßen. Im Dunkel lebten wir unser elendes Leben
dahin, ohne Sinn noch Hoffnung. Die Peitsche war
unser tägliches Brot, die Angst der "Traum unserer halb-
wachen Nächte. Wir sind die Ärmsten der Armen ge-
worden, entblößt von allem, was das Leben lebenswert
macht. Mit unserem Lande haben wir unseren Gott ver-
loren, mit unserem T’empel unseren Glauben, mit unserer
Freiheit unsere Selbstachtung. Nicht einmal der Drang
nach Befreiung ist uns geblieben. Nichts war imstande,
uns wieder zum Lichte zu führen. Jeremia war tot, ver-
schwunden irgendwo im Wüstensande Ägyptens. Des ge-
alterten Hesekiel bleicher Traum von einem neuen Jeru-
salem vermochte nicht unsere frierende Seele zu wärmen.
Nicht einmal die wunderbaren Geschehnisse, die sich um
uns zugetragen, konnten uns aus unserer dumpfen Hoff-
nungslosigkeit aufrütteln. Wir verstanden sie nicht, sie
berührten uns nicht. Was hatten auch wir, ausgestoßene
Sklaven, mit den Ereignissen der Welt zu schaffen?
Was bekümmerte es das geringe ‚Würmlein Jakob‘,
daß die Löwen der Welt einander zerfleischten? In
unserer Blindheit sahen wir nicht die Hand Gottes hin-
ter dem Gewaltigen, der mächtige Reiche unter seine
Füße legte. Der Ruf der Zeit erreichte nicht unsere
tauben Ohren. Wer vermochte zu glauben, der Herr
spräche zu uns durch das verheerende Feuer, das wir

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