Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - VI. Deutero-Jesaja. Der leidende Gottesknecht - 5
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— 209 —
verstanden, kann Gottes gerechte Weltleitung ahnen.
Nur dem, der einsehen gelernt, warum Israel leiden
muß, mehr als andere Völker, löst sich das Rätsel Israel.
Ist nicht meine armselige Erdenwanderung als Gottes
Sendbote ein verkleinertes Spiegelbild von Israels zu-
gleich demütiger und stolzer Wanderung durch die
Zeiten? Hier stehe ich vor euch, Gottes und euer de-
mütiger Knecht, ich selbst ein Sinnbild Israels, und
mein Leben erklärt besser als mein Wort das Rätsel
Israels. Alles, was ich durchlebt und durchlitten, mein
Glaube und mein Sehnen, meine Pein und meine Selig-
keit, offenbaren euch, besser als meine Worte es ver-
mögen, den Sinn Israels.
Israel leidet. Leiden bedeutet jedoch nicht unter-
gehen. Uns ward die Kraft gegeben, auszuhalten: Hät-
ten wir diese Kraft nicht, wie würden wir unseren Dienst
verrichten können? Uns ward auch der Wille gegeben
zur Selbsterhaltung: Hätten wir diesen Willen nicht,
wie könnten wir im Dienste des höchsten Willens stehen ?
Bloß ein starkes und bewußtes Israel kann seine Auf-
gabe erfüllen. Nur wenn wir fest verwurzelt sind in
unserer Vergangenheit, verwachsen mit unserem ge-
schichtlichen Nährboden und eng verbunden miteinan-
der, können wir dienen, dienen und leiden. Seht auf
mich! Ich habe gedient und gelitten, gelitten schwerer
und peinvoller als irgendein anderer — doch der Herr
war mit mir und gab mir Kraft auszuhalten. Israel
wurde durch Leiden gestählt und es hat Kraft zu leiden.
Es hat am Rande des Unterganges gestanden, doch es
blieb unversehrt:
14 Ehrenpreis
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