Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Atterboms bref till Schelling. Meddelade af Ruben G:son Berg.
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Atterboms bref till Schelling 75
daselbst zu überwintern für’s zweitemal? — In diesen Tagen geh’ icli aufs
Land, um dort am schönen Nemi-See eine Zeitlang zu leben und dichten.
(Mein neues Gedicht,* wozu ein Schwedisclies Kindermärchen den Stoff
gelie-fert, heisst der Blau-Vogel, ein Märchenspiel in øehn Abentheuern. Die
erste Abtheilung, fünf Abentheuer enthaltend, bekomna t die Überschrift Streit
der Liebe, die zweite, ebenfalls von fünf bestehend, wird Steg der Liebe
genannt.) Napoli und die dortigen Umgebungen will ich audi sehen. Im
künftigem[!] Frühling will ich die Rheingegenden bereisen, und dann über
Dresden und Berlin nach Schweden zurückgehn. In Upsala will man mich
zum ausserordentlichen Lehrer in der Theoretischen Philosophie ernennen,
d. h. zum Magister Docens und Beihülfen des Professors Grubbe. Ich darf
dies Anerbieten nicht in den Wind schlagen, und will also eine Zeitlang
versuchen, den Philosophen so würdig und verständig darzustellen, als es
einem Dicliter möglich seyn känn.
D. 25 May.
Die vorgestern wieder, wie oftmals, unerträglich schlimmgewordnen
Augen machten mir’s unmöglich, den Brief zu beendigen; was mir ein
trauriges Schicksal war, da mein armer, aber inniger Gruss dadurch wieder
um acht Tage verspätet wird, auf seiner langen ultramontanischen Reise.
Überhaupt scheint die Quelle der Verjüngung — für mich! — nicht in
Italien zu fliessen. Wo? das weiss der liebe Gott; wahrscheinlich nur bei Hirn
und in der überirdischen Zukunft. Unterdessen müssen Geduld und Poesie,
so gut es eben gehn will, ihre Stelle vertreten; wenn auch die leztere länge
Perioden hindurch vergeblich ankämpft gegen die Retten und Staclieln meines
physischen Daseyns. Jezt scheint sie wieder den engen, düstern Damm
licht-fluthend durchbrechen zu wollen, und ich raffe alle mir noch übrige Kraft
zusammen, um ihr den Spielraum so frei und weit als möglich zu ebnen;
wohl fühlend, dass die Beschäftigung mit einer geistigen Aufgabe, die
interessant und verwickelt genug ist um unser innerstes Leben auf eine
längere Zeit ununterbrochen ganø in Anspruch zu nehmen, den Menschen
nicht nur geistig, sondera auch sogar körperlich stärkt. Ich bereue
schmerz-lich die mehreren Jahre, wo ich, meiner Kränklichkeit und dem damit
ver-knüpften dumpfen Unmuthe verzweiflungsvoll resignirend hingegeben, nur hin
und wieder in kleinen Lyrischen Herzensergiessungen, zerstreuten
Zeitungs-Aufsätzen u. dgl. die Flügel eines bessern Seyns und Wirkens zu regen
wagte. Wenn Gott mir eine glückliche Wiederkunft in mein Vaterland
ver-gönnt, und dann ein nicht allzukurzes Erdewallen, so will ich schön klüger
* In Schwedischer Sprache; wenn es mir einigermaassen gelingt, werd
iclrs vielleicht künftig verdeutschen.
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