- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
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(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - II. Das schwedische Volk - 1. Geschichtliche Übersicht. Von E. Svensén

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Schweden genossen, ja sogar Anstellung in schwedischen Diensten fanden.
Die Namen Hugo Grotius, Pufendorf, Descartes und Comenius dürften hier
genügen. Die grösste Ehre in Bezug hierauf gebührt Axel Oxenstierna, dem
vielleicht aufgeklärtesten und vielseitigstinteressierten Staatsmanne seiner
Zeit. Aber auch die berühmte Königin Kristina hat sich in diesem Sinne
dankeswerte Verdienste erworben — was man gewiss von ihrer Regierung im
übrigen nicht sagen kann.

Die Zeit des regierenden Reichstages (1717—1772). Karls XII. Tod
gab das Zeichen zu einer gründlichen Veränderung des schwedischen
Staatswesens. Das Entsetzen über den Missbrauch der königlichen
Alleingewalt während des »grossen Unfriedens» war so allgemein und tief, dass
Schweden in jähem Umschwung zu dem entgegengesetzten Extrem geführt
wurde: einem Reichstag, der nicht allein die ganze gesetzgebende Macht an
sich riss, sondern auch einen guten Teil der vollziehenden Gewalt.

In dem Abschnitt über die Geschichte der schwedischen Staatsverfassung
wird etwas näher über das Staatswesen dieser Zeit berichtet werden. Hier
sei nur erwähnt, dass der Reichstag nach wie vor, wie es Jahrhunderte
langder Fall gewesen war, aus den vier Ständen bestand: Adel, Geistlichkeit,
Bürger und Bauern. Von diesen erhielt der Adel jetzt den grössten Einfluss,
besonders der zahlreiche niedere Adel. Allmählich gelangte die
Reichstagsgewalt zum grossen Teil in die Hände einer Delegation, des sog. geheimen
Ausschusses, in dem nur die drei ersten Stände repräsentiert waren.

Die Königliche Macht war in dieser Zeit ein vollständiges Schattenbild,
und die Könige selbst (Fredrik I. und Adolf Fredrik) flössten durch ihre
Persönlichkeit nur wenig Respekt ein. In der Tat war Schweden während dieses
halben Jahrhunderts eine aristokratisch geleitete Republik — eine
eigentümliche Erscheinung zu einer Zeit, wo in allen Staaten des europäischen
Festlandes fast ausnahmslos der strengste Absolutismus herrschte.

Ohne Zweifel hafteten dem schwedischen Staatswesen während dieser sog.
»Freiheitszeit» wesentliche Mängel an, von denen die gegen Ende der Periode
allgemein verbreitete Korruption der verhängnisvollste war — an das etwas
früher in England unter Walpoles Regiment herrschende erinnernd, aber in
Schweden ungleich gefahrdrohender, da sie zum grossen Teil von fremden
Mächten und zur Förderung ihrer Interessen angewendet wurde.
Andererseits aber konnte das Volk hier in der Schule des modernen
Parlamentarismus die ersten Erfahrungen sammeln — früzeitiger als irgend eine andere
Nation mit Ausnahme Englands. Und wenn das schwedische Staatswesen
heute einen hohen Grad konstitutioneller Reife erlangt hat, so beruht dies in
nicht unwesentlichem Masse eben auf den Erfahrungen — guten und
schlechten — die in dieser Zeitperiode gewonnen wurden, und die von den
schwedischen Geschichtschreibern nicht selten mit ungerechtfertiger Härte
beurteilt werden.

Machte Schweden also während dieser Zeit bedeutende Fortschritte auch
in der politischen Entwicklung, so bildet doch den höchsten Ruhm der Zeit
der Aufschwung auf ökonomischem und wissenschaftlichem Gebiete.
Abgeschlossen von seinem früheren Einfluss auf das militärische und
politische Geschick Europas, warf sich das Volk stattdessen mit jugendlicher
Begeisterung auf Arbeiten des Friedens. Am hellsten glänzt hier der Name
Linné und die grosse Schar seiner Jünger: Thunberg, Kalm, Forskål und viele
andere. Daneben brachte Schweden nun Chemiker wie Schéele und Bergman,
einen Physiker wie Celsius und einen universellen Geist wie
Swedenborg hervor. Damals lebte auch der Astronom Wargentin, der Begründer der
berühmten schwedischen Bevölkerungsstatistik. Gleichzeitig erwarb sich
Alströmer in Schwedens Geschichte einen unsterblichen Namen durch die

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