Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - II. Das schwedische Volk - 3. Volkscharakter und soziale Verhältnisse. Von [G. Sundbärg] J. Asproth - Der moralische Zustand. Von [G. Sundbärg] E. Arosenius
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
Below is the raw OCR text
from the above scanned image.
Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan.
Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!
This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.
DER MORALISCHE ZUSTAND.
189
die Frequenz in diesem Falle, sowohl unter der Bevölkerung in ihrer
Gesamtheit als auch innerhalb gewisser Alters-, Geschlechts- und Zivilstandsgruppen.
Für das Jahrzehnt 1901—10 ergibt sich als Frequenzziffer insgesamt 15’ii
auf 100 000. Eine starke Zunahme, im grossen und ganzen, ist demnach
augenfällig. Eigentümlich ist es, dass nur eine geringe oder gar keine
Verschlechterung unter verheirateten Männern in jüngeren Altern stattgefunden hat. Die
grösste Zunahme findet sich unter den Männern bei den Unverheirateten in den
höheren Altern, bei denen die Anzahl Selbstmorde sieh fast vervierfacht hat.
Verglichen mit anderen westeuropäischen Ländern ist Schwedens Stellung in
älteren Zeiten ziemlich günstig gewesen, die starke Verschlechterung der letzten
Jahre scheint jedoch diesen Vorsprung aufs Spiel zu setzen. Die Ziffer
Schwedens wird indessen immer noch weit von der Dänemarks, Deutschlands,
Frankreichs, der Schweiz u. a. Länder übertroffen.
Beireffs des sittlichen Zustandes in der Stadt Stockholm begegnet man
nicht selten in der ausländischen Literatur recht düsteren Schilderungen.
Soweit diese nicht bare Unrichtigkeiten oder Übertreibungen enthalten,
gilt der Regel nach, dass sie sich auf Verhältnisse in älteren Zeiten
stützen und ganz von dem Wandel zum Besseren absehen, der während der
letzten Jahrzehnte stattgefunden hat.
In den Jahren 1851—60 waren 43’d % der lebendgeborenen Kinder in
Stockholm ausserhalb der Ehe geboren; in den Jahren 1901—10 war der Prozentsatz
auf 33’6 heruntergegangen (er war jedoch während der dazwischenliegenden Zeit
niedriger gewesen). Auf 1 000 ledige Frauen im Alter von 20—45 Jahren
kommen nunmehr in Stockholm etwa 53 uneheliche Geburten jährlich; wir
erinnern an die oben angeführte Tatsache, dass die Durchschnittsziffer für das
ganze deutsche und böhmische Österreich 72 ist. Was Stockholm betrifft,
so darf ausserdem nicht die grosse Anzahl dahingerechneter Gebärender vergessen
werden, die eigentlich der Provinz angehören. Die Anzahl Totgeburten in
Stockholm ist von 55’S v in den Jahren 1856—60 auf 29’2 in den Jahren 1901
—10 heruntergegangen. Von der Abnahme der Anzahl der Prostituierten ist
bereits oben die Rede gewesen.
Bezüglich des Branntweinverbrauchs kann erwähnt werden, dass, als im Jahre
1877 der Verkauf von einer Gesellschaft nach dem »Gotenburger System»
übernommen wurde, dieselbe während ihres ersten Arbeitsjahres ungefähr 26 Liter
Branntwein pro Kopf der Stockholmer Bevölkerung verkaufte, nunmehr dagegen
nur 13—14 Liter.
Dass die Sterblichkeit in Stockholm eine beispiellose Abnahme erfahren hat,
ist bereits erwähnt worden. In den Jahren 1851—60 war die
Gesamtsterbeziffer 41’ö %o jährlich, in den Jahren 1891—95 dagegen nur 20"0 und in den
Jahren 1901—10 nur gegen 16 %e. Nur wenige grössere Städte können
nunmehr in Bezug auf günstige Sterblichkeitsverhältnisse mit Stockholm in
Wettbewerb treten. — Die Eheschliessungsfrequenz hat während der letzten Jahrzehnte
natürlich geschwankt, im ganzen aber hat sie eher zu- als abgenommen; die
eheliche Fruchtbarkeit nahm bis zum Beginn der 1890er Jahre zu, zeigt aber
seitdem einen Rückgang — in Stockholm wie in Schweden überhaupt und in so
gut wie ganz Europa.
Erinnert man sich daran, dass während der letzten fünfzig Jahre die
Einwohnerzahl Stockholms auf das Dreifache gestiegen, und dass die Verwaltung
der Stadt und ihre öffentlichen Anstalten aller Art während dieser Zeit einen
Standpunkt erreicht haben, der des öfteren als mustergültig anerkannt worden
ist, so dürfte sich wahrlich sagen lassen, dass Schwedens Hauptstadt nunmehr
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>