Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - II. Das schwedische Volk - 3. Volkscharakter und soziale Verhältnisse. Von [G. Sundbärg] J. Asproth - Der moralische Zustand. Von [G. Sundbärg] E. Arosenius - Kriminalverhältnisse. Von [G. Sundbärg] G. Adolf Larsson
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II. DAS SCHWEDISCHE VOLK.
etwas ganz anderes ist, als was sie während der ersten Hälfte des
letztverflossenen Jahrhunderts war, und dass eine Reform- und Erneuerungsarbeit
ausgeführt worden ist, die an Auffassung und Stärke ihresgleichen sucht.
Kriminal Verhältnisse.
Unter allen Zweigen der Statistik gibt es wohl keinen, dessen Ergebnisse
einer richtigen Beurteilung solche Schwierigkeiten darbieten wie die der
Kriminalstatistik, und doch ist die Forschung genötigt, immer wieder zu
derselben zurückzukehren, um zu versuchen, wenigstens etivas Licht in die
düsteren Probleme zu bringen, die sie vor uns aufrollt. Man darf aber
nicht vergessen, dass die tatsächliche Kriminalität nicht immer sich völlig
adäquat in den Zahlen über bestrafte Verbrechen oder verurteilte
Verbrecher wiederspiegelt; verschiedene Umstände, wie eine wechselnde
Neigung zur Strafanzeige oder Anklage, verschiedene Strenge in der
Anwendung der Gesetze usw., können bisweilen zu einer Variation dieser Zahlen
in der Statistik führen, ohne dass die wirkliche Kriminalität eine
entsprechende Änderung aufgewiesen hat.
Was die diesbezüglichen Verhältnisse in Schweden anbelangt, so finden
sich einige Hauptdaten für ältere und neuere Zeiten in Tab. 31
zusammengestellt. Die Zahlen sind zwar sowohl unsicher als auch oft mit einander
nicht völlig vergleichbar, sie stellen aber jedenfalls die besten Auskünfte
dar, die in dieser Beziehung zur Verfügung stehen.
Betrachtet man die erste Abteilung dieser Tabelle, so findet man, dass
die jährliche Anzahl wegen schwererer Verbrechen Verurteilter von der
Periode 1861—65 bis 1906—10 im grossen und ganzen von 53 0 auf das
Hunderttausend der Bevölkerung gesunken ist auf 49-1. Zu diesem
Resultat haben sicherlich die Abnahme des Missbrauchs geistiger Getränke, die
Verbesserung der Volksbildung, die Zunahme des allgemeinen Wohlstandes
sowie tiefgehende religiöse und sonstige humanitäre Bewegungen, die sich
während dieser Zeit unter dem schwedischen Volke zu erkennen gegeben
haben, beigetragen. Möglicherweise ist aber auch ein Teil auf das Konto
der Auswanderung zu schreiben, die nicht nur einen grossen Teil der
rüstigsten und tüchtigsten Mitglieder der Bevölkerung, sondern auch einen
sehr grossen Teil ihrer unruhigsten Elemente aus dem Lande geführt hat.
Hat demnach in der Hauptsache eine Verbesserung konstatiert werden können,
so muss andererseits zugegeben werden, dass die Zeit nach 1890 eine ernste
Verschlechterung aufgewiesen hat. Besonders gilt dies von den letzten Jahren,
während welcher verschiedene Verbrechen in hohem Masse die Aufmerksamkeit
auf sich gezogen haben. Bis zu einem gewissen Grade dürfte dieses traurige
Verhältnis sich daraus erklären lassen, dass Verbrechen gegen die Person stets
die Neigung zeigen, während wirtschaftlich günstiger Zeiten zuzunehmen; andere
Ursachen sind vielleicht eine übertrieben humane Gesetzgebung und
Gesetzanwendung. Noch in mehreren anderen Hinsichten lädt die fragliche
Erscheinung sicherlieh zu ernster Überlegung ein. Dass jedoch weder im Vergleich
mit entschwundenen Zeiten noch mit anderen Völkern die Verhältnisse so
ungünstig sind, wie bisweilen angegeben wird, dafür liefert die Statistik ein
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