- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
548

(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
Table of Contents / Innehåll | << Previous | Next >>
  Project Runeberg | Catalog | Recent Changes | Donate | Comments? |   

Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Unterrichtswesen und geistige Kultur. Einl. von P. E. Lindström - 9. Die schöne Literatur. Von R. Steffen

scanned image

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Below is the raw OCR text from the above scanned image. Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan. Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!

This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.

548

IV. DAS UNTERRICIITSWESEN UND DIE GEISTIGE KULTUR.

Einfluss des Dichterkreises um Gustav III. gebildet worden; aber noch kräftigere
Anregungen empfing er von dem alten Griechenland und von Schiller, dessen
starke Freiheitsliebe er teilte. Mehrere seiner besten Gedichte und Reden sieden
von Empörung über die Politik der heiligen Allianz und die Reaktion in Europa.
In Tegnérs Poesie findet man eine Mischung klassischer und nordischer Züge.
Die Form zeichnet ein blendender Reichtum an Bildern aus. In der
Weltliteratur ist Tegnér besonders durch seine episch-lyrische Dichtung »Fritiofs saga»
bekannt, die von etwa fünfzig Schriftstellern in nicht weniger als elf fremde
Sprachen übersetzt wurde.

Die Ideen des Gotischen Bundes hatten einen mehr begeisterten als kritischen
Anhänger in P. H. Ling (1776—1839), dem Begründer des schwedischen Turnens.
In seinen umfangreichen epischen und dramatischen Dichtungen bestrebte er sich
an ursprünglicher Kraft unsern heidnischen Vorfahren gleichzukommen. Lings
Poesie ist vergessen, seine »Gymnastik» aber lebt.

K. J. L. Almqvist (1793—1866) ist ein Vertreter der in der Auflösung
begriffenen Romantik, die auf dem Wege war, sich in einen radikalen
Subjektivismus zu verwandeln, und sich gegen alles auflehnte, was Autorität hiess: Staat,
Religion, Sittlichkeit. Seinen moralischen Skeptizismus drückt Almqvist in einem
der Paradoxa aus, mit denen er um sich zu werfen liebte: >Zwei Dinge sind
weiss . . . Unschuld und Arsenik.» Almqvist ist vielleicht von allen Schwedens
Dichtern der universellste; er versuchte sich in allem: in Geschichte, Pädagogik,
Lexikographie, Mathematik, Musik und allen Zweigen der Dichtkunst, Am
bedeutendsten ist er als Novellendichter. Alle Zeitläufe und Länder — auch die
exotischsten -— haben in ihm ihren Schilderer gefunden, und seine Bilder sind
mit erstaunlicher Zeit- und Lokalfarbe gegeben. Sein Wahlspruch war: »So male
ich, denn so macht mir’s Spass zu malen.» Man kann Almqvist einen
Romantiker, aber ebenso gut einen Realisten, Psychologen und Symbolisten nennen,
ein halbes Jahrhundert, ehe der Begriff Symbolismus bewusst auftritt; er ist der
grosse »Hexenmeister» in Schwedens Literatur. Sein literarisches Hauptwerk sind
die beiden Sammlungen »Törnrosens bok», die die Mehrzahl seiner Dichtungen,
in einen gemeinsamen Rahmen gefasst, enthalten.

Unmittelbar vor der Mitte des 19. Jahrhunderts trat in der schwedischen
Literatur eine Periode der Ermattung ein; die Nachfolger Tegnérs und der Romantik
beherrschen das Feld. Wir nennen von ihnen K. V. Böttiger (1807—78), eine
feine und weiche Dichternatur.

Um jene Zeit begann man in Schweden wie im übrigen Europa der Romantik
müde zu werden. Der Liberalismus, der seine Entstehung von der Julirevolution
herschreibt, hielt seinen Einzug, und schon in Geijers und Almqvists späteren
Perioden treten seine Ideen deutlich hervor. Besonders aber wird der liberalen
Anschauung von einer Anzahl junger Journalisten und Dichter gehuldigt, die
sich um L. J. Hierta (1801—72) sammelten, der durch seine Zeitung
»Aftonbladet» in der Geschichte der schwedischen Presse Epoche machte. Im
allgemeinen sind die Dichter dieser Zeit weniger theoretisch und ästhetisch als
praktisch veranlagt. Wir nennen von ihnen O. P. Sturzen-Becker (Pseudonym
»Orvar Odd», 1811—69), Schwedens feinsten und geistreichsten Feuilletonisten,
in der Schule Heines und der französischen Journalisten gebildet, ferner A.
Blanche (1811—68), bekannt durch seine Lustspiele und Romane in der Art
Eugène Sues, vor allem aber durch seine Bilder aus dem Stockholmer Leben.
Ausserhalb dieses Kreises steht unter den Bannerträgern des Liberalismus K. V.
A. Strandberg (Pseudonym »Talis Qualis», 1818—77), ein Lyriker von kräftigem
Ton und hervorragender Übersetzer. Von seinen Übersetzungen sei die von
Byrons »Don Juan» hervorgehoben. Wir nennen weiter B. E. Malmström (1816
—65), der, in Opposition zur Neuromantik, mit Gedichten auftrat, die aus
schwedischer Männlichkeit in Verbindung mit Studien des klassischen Altertums

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Project Runeberg, Mon Dec 11 19:14:07 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
https://runeberg.org/schwed13/1/0572.html

Valid HTML 4.0! All our files are DRM-free