Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Unterrichtswesen und geistige Kultur. Einl. von P. E. Lindström - 9. Die schöne Literatur. Von R. Steffen
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IV. DAS UNTERRICIITSWESEN UND DIE GEISTIGE KULTUR.
Zeit, da Fredrika Bremer ihre Romane veröffentlichte, zeichnete Sofia Margareta
von Knorring (1797—1848) die oberen Gesellschaftsklassen, und Emilie
Flygare-Carlén (1804—92) erwarb sich einen bedeutenden Ruf durch ihre Schilderungen
des Lebens der Fischerbevölkerung in den bohuslänischen Schären.
Tiefes Empfinden für die Natur des Heimatlandes und warme Liebe zum
Volke sind die charakteristischen Züge der neuen, bedeutsamen Richtung in der
Poesie, die J. L. Runeberg (1804—77) in Finnland begründete. Er gehörte
einer schwedischen Familie an; zur Zeit jedoch, da er anfing bekannt zu werden,
war er nicht mehr unser Landsmann. Runeberg ist Realist im besten Sinne
des Wortes; seine epische Klarheit verdankt er teils dem ruhigen, wehmütigen
slawischen Volksliede, teils der harmonisch schönen Dichterwelt Altgriechenlands;
aus einigen seiner Werke leuchtet seine eingehende Bekanntschaft mit Goethe,
Byron und Almqvist hervor. Mit besonderer Vorliebe schildert er Natur und
Bewohner Finnlands, so besonders in seinem grossen epischen Gedicht
»Älgskyt-tarnc», das an Schönheit Goethes Hermann und Dorothea vergleichbar ist — ja,
vielleicht das Werk des deutschen Meisters noch übertrifft. Ganz eigenartig ist
Runeberg in seinen »Fänrik Ståls sägner», einer Sammlung von Liedern aus dem
Kriege von 1809. Der Dichter schenkt uns hier eine Reihe Kriegsbilder oder
richtiger eine Sammlung von Heldengestalten, erfüllt von hoher Idealität, einer
tief sittlichen Lebensanschauung und einer so starken Vaterlandsliebe, dass für
Finnen sowohl wie für Schweden Fänrik Ståls sägner mehr als vollendete
Gedichte geworden sind: die Liebe zu diesen Liedern ist untrennbar verbunden
mit der Liebe zum Vaterlande.
Von finnischen Dichtern schwedischer Zunge sei auch Z. Topelius (1818—98)
genannt, dessen milde Dichtung in Schweden sehr beliebt ist; seine »Fältskärens
berättelser» sind das Lieblingsbuch der schwedischen Jugend.
Runeberg hat nicht Schule gemacht, wenn er auch zweifellos auf mehrere
nach ihm erscheinende idealistische Dichter nicht ohne Einfluss geblieben ist.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erfüllte er allein die grosse Leere in Schwedens
Literatur, und wenn nach 1850 seine Leier ihre Töne seltener erklingen lässt,
bleibt von der schönen Literatur jener Zeit nicht viel zu sagen. Zwar hatte
Viktor Rydberg (1828—95) seit dem Erscheinen seines Romans »Den siste
atenaren» allgemeine Aufmerksamkeit erregt; die Stellung als geistiger Führer
der Literatur in Schweden, die er später erlangte, errang er jedoch erst nach
und nach; während der letzten 15 Jahre seines Lebens galt er allgemein als der
erste in Schwedens Literatur. Rydberg war anfänglich lange Zeit hindurch bekannt
und bewundert als Ästhetiker, Mytholog, Religionsphilosoph und als Vorkämpfer
für eine edle Humanität und ein dogmenfreies Christentum. Erst spät trat er
als lyrischer Dichter auf; aber seine Gedichte gehören zu den Edelsteinen in
der Schatzkammer der schwedischen Poesie. In eine vollendet plastische Form
gegossen und von germanischem Ernst getragen, enthalten sie Reflexionen über
die tiefsten Lebensfragen.
Als Vertreter des Idealismus sind neben Rydberg zu nennen Graf C. Snoilsky
(1841—1903) und C. D. af Wirsén (1842—1912), beide lyrische Dichter von
grosser Herrschaft über die Form. Snoilsky, besonders bekannt durch seine
fein ausgemeisselten Sonette, schlägt in seinen »Svenska bilder» Töne an, die an
Runeberg erinnern. Durch Wirséns Gedichte geht stets ein religiöser Zug.
Neben dem Idealismus trat seit 1879 eine naturalistische Richtung hervor.
Durch seinen Roman »Röda rummet» gab August Strindberg (1849—1912) der
Literatur dieses neue Gepräge und rief dadurch eine gewaltige literarische Fehde
hervor. In mehr als einer Beziehung unterscheidet sich dieser Naturalismus
von dem, dem die zeitgenössischen französischen Schriftsteller huldigten; für
Strindberg und die anderen schwedischen Dichter seiner Schule war die Form
von untergeordneter Bedeutung; die Hauptsache war, die Ideen zum Ausdruck
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