- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
556

(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Unterrichtswesen und geistige Kultur. Einl. von P. E. Lindström - 10. Die schönen Künste - Baukunst. [Von F. Sundbärg]. Rev. nach Mitteilungen von Ragnar Östberg, Carl G. Bergsten u. a.

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IV. DAS UNTERRICIITSWESEN UND DIE GEISTIGE KULTUR.

stämme. Zahlreiche Reste zeigen deutlich, dass die sog. Stabkonstruktion im
frühen Mittelalter in Schweden sehr verbreitet war. Nur äusserst wenige
mittelalterliche Holzbauten haben sich bis heute erhalten, so u. a. die »Ornässtuga
in Dalarne.

Wie vorher die mittelalterliche Bauart, so gelangte auch die Renaissance
verhältnismässig spät nach Schweden. Sie tritt erst gleichzeitig mit der
Reformation und der politischen Befreiung durch Gustav Vasa auf. Bezeichnen
Renaissance und Protestantismus allgemein ein Übergehen des Schwerpunkte»
in der Baukunst von religiösem auf weltliches Gebiet, so gilt dies besonders
für Schweden, wo um jene Zeit die Kirchengüter vom Staat eingezogen wurden
und manches Klostergebäude seine Steine für die festen Schlösser hergeben musste,
die von Gustav Vasa und später von seinen Söhnen errichtet wurden. Diese
Schlösser, zum Teil Fortsetzungen mittelalterlicher Anlagen, zum Teil
vollständige Neubauten, stellen die charakteristischen Bauten der schwedischen
Renaissance dar. Zur ersteren Kategorie gehört das Schloss zu Kalmar, eine weitläufige,
malerische Anlage, von deren dekorativen Einzelheiten besonders der Brunnen ein
interessantes Kunstwerk ist. Das Schloss Gripsholm am Mälarsee wurde während
der Renaissancezeit neugestaltet und auch während der folgenden Jahrhunderte
erweitert. Es bildet einen Komplex von Gebäuden, die in der Hauptsache aus
Backsteinen errichtet, im Äusseren höchst einfach und kraftvoll sind, aber reiche
und malerische Interieurs enthalten. Unter den neuerbauten Schlössern sei vor
allem das schöne in Vadstena am Vättersee genannt. Vielleicht das
hervorragendste Werk der schwedischen Renaissance, das alte Stockholmer Schloss »Drei
Kronen», gleichfalls mittelalterlichen Ursprungs, wurde leider im Jahre 1697 ein
Raub der Flammen.

Die schwedische Frührenaissance bezog ihre ersten Kräfte hauptsächlich aus
Deutschland und Holland, und erst allmählich entwickelte sich eine völlig
einheimische Schule. Den Stil kennzeichnet äusserlich eine einfache
Massenwirkung, belebt durch gewisse Einzelheiten, unter denen besonders die Portale und
die hohen verzierten Giebel hervortreten, im Innern eine Dekoration, die bald
prächtig, bald liebenswürdig naiv und häufig mit den einfachsten Mitteln zustande
gebracht ist.

Die wenigen Kirchen, welche in dieser Periode (Ende des 16. Jahrhunderts)
erbaut wurden, sind Nachbildungen der Gotik.

Die aus dem Mittelalter überkommene Holzbaukunst wurde von der
Renaissance weiter ausgebildet unter Verwendung von Brettern und Eichenschindeln
zur Bekleidung und Bedachung. Die eigenartigsten Erzeugnisse bilden die
häufig-bei den Landkirchen vorhandenen freistehenden Glockentürme, die eine
hochentwickelte konstruktive Geschicklichkeit in Verbindung mit einem naiven und
feinen Formensinn verraten. Dieselben Traditionen findet man hier und da in
Kirchen wieder, z. B. in Habo in Västergötland (18. Jahrhundert), desgleichen
auf vielen Bauernhöfen, besonders in Dalarne, in den für diese Landschaft
eigentümlichen Vorratshäusern, in dem sog. Björkviks-Vorratshaus u. a.

Der Barockstil hat in Schweden drei Entwicklungsstufen. Die erste umfasst
die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts und bildet eine etwas modifizierte
Fortsetzung der Renaissance. Dieser Stilepoche, dem älteren Barock, gehören
mehrere schöne Herrensitze an, wie Tidö, Läckö am Vänersee u. a., ferner
zahlreiche Paläste und Häuser in den Städten, die während dieser Periode eine
lebhafte Bautätigkeit entfalteten. Kennzeichnend für diese Periode ist auch ein
erhöhtes Interesse für die kirchliche Kunst, das seinen Ausdruck in einer
Anzahl Umbauten und Neubauten fand, von denen besonders erwähnenswert sind
die kleine, reich ausgestattete Deutsche Kirche in Stockholm und die prächtige,
von Christian IV. erbaute Kirche der damals dänischen Stadt Kristianstad. Vor
allem aber galt dieses Interesse dekorativen Einzelheiten: Portalen, Grabdenk-

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