- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
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(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - V. Soziale Bewegungen - 1. Arbeiterfragen und Sozialpolitik - Arbeits- und Lohnverhältnisse der Arbeiter. Von B. Nyström

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V. SOZIALE BEWEGUNGEN.

wird die Heuerlingsinstitution auch in gewissen anderen Hinsichten
modernisiert, so dürfte jedoch für sie die Möglichkeit vorliegen, als Arbeitssystem für
den grösseren landwirtschaftlichen Betrieb bestehen zu bleiben. Ein Beweis
hierfür ist, dass man in letzterer Zeit den Grundgedanken des
Heuerlingswesens auf gewisse andere Landarbeitergruppen anzuwenden versucht hat.
Derartige Sesshaftmachung ist in Schweden wie anderwärts als ein gutes
Mittel betrachtet worden, sozial und wirtschaftlich die Stellung der Landarbeiter
zu verbessern und einen ansässigen Stamm von geschickten und für ihren
Beruf interessierten Arbeitern zu erhalten. Gleichzeitig dürfte das Dasein
eines derartigen Zwischengliedes das für die Lösung der Landarbeiterfrage so
wichtige, möglichst unbehinderte soziale Aufsteigen vom grundbesitzlosen Arbeiter
zum Kleinbauer bedeutend erleichtern.

Forstarbeiter. Schwedens ca. 21 Mill. ha umfassender produktiver Waldboden,
wovon über i/b sich in öffentlichem Besitz befindet, wird gegenwärtig
hauptsächlich mittelst mehr vorübergehend angestellter Arbeiter, die sich aus
verschiedenen Bevölkerungsklassen rekrutieren, bewirtschaftet. Unter den saisonweise
beschäftigten Arbeitern, die in den Waldabtriebsbezirken von Norrland und
anderen Landesteilen im Winter als Fuhrleute und Fäller das Holzfällen sowie die
Aufbereitung des Holzes und den Transport desselben nach den Flösswässern,
wie auch während der wärmeren Jahreszeit das Herunterflössen nach den
Sägewerken besorgen, findet sich so die ganze Skala vom vermögenden Vollbauer
herab bis zum Landstreicher. Die Lebens- und Arbeitsverhältnisse dieser
Arbeiterklasse, die einen grossen Teil des Jahres hindurch genötigt ist, ihre
Ruhezeit in provisorischen Holzhütten zuzubringen und sich von einer oft schlecht
zubereiteten und sehr einförmigen Kost zu nähren, sind gegenwärtig Gegenstand
einer staatlicherseits veranstalteten Enquete. Das immer mehr hervortretende
Bedürfnis nach einer qualifizierten ansässigen Forstarbeiterschaft hat in letzter
Zeit gewisse Massnahmen sowohl seitens des Staates als seitens privater
Waldbesitzer veranlasst, um durch Zuweisung eigener Kleinstellen und Beschaffung
ständiger Beschäftigung für das Vorhandensein dauernder Arbeitskraft zu sorgen.

Arbeiter in Bergbau und Gewerbe, Handel und Verkehr. Von 1870 bis 1910
ist derjenige Teil der Bevölkerung, der aus Industrie, Handel und Verkehr
seinen Unterhalt bezog, von 20 % auf ca. 45 % angestiegen. Dass diese
Flucht vom Lande und von der Landwirtschaft in die Städte und zum Gewerbe
oft stärker gewesen ist, als das Arbeiterbedürfnis der Industrie es erheischt hat,
beweisen für die letztere Zeit unter anderem die Berichte tiber den öffentlichen
Arbeitsnachweis, in denen der grundwesentliche Unterschied zwischen dem
Arbeitsmarkt einerseits in der Landwirtschaft, wo reiche Arbeitsgelegenheit so gut
wie ständig vorhanden ist, andererseits in den gewerblichen Berufen usw., welche
der Regel nach einen grossen Überfluss an Arbeitskraft aufweisen, klar zum
Ausdruck kommt.

Während innerhalb der Landwirtschaft noch bedeutende Reste von dem alten
patriarchalischen Verhältnis zwischen Brotherrn und Diener sich erhalten haben,
tritt im Gewerbe der Gegensatz zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer weit
schärfer hervor. Während die Handwerksgesellen vordem im Hause des Meisters
wohnten und mit ihm in enger Arbeitsgemeinschaft verbunden waren, dürfte
nunmehr als Norm für ihr gegenseitiges Verhältnis der Grundsatz gelten, den
ein Tarifvertrag im Möbeltischlergewerbe mit den Worten ausdrückt:
»Arbeitgeber und Arbeiter sind an einander nicht länger als die Zeit hindurch
gebunden, für welche der Vertrag betreffs jeder einzelnen Arbeit gilt». In dem Masse,
wie das Handwerk und der Kleinbetrieb auf immer weiteren Gebieten des
Erwerbslebens durch die Industrie und den Grossbetrieb verdrängt werden,
erfährt dieser Klassengegensatz eine weitere Verschärfung, denn während innerhalb
des Handwerks die Zahl der selbständigen Unternehmer (Arbeitgeber und Allein-

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