- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
725

(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - V. Soziale Bewegungen - 1. Arbeiterfragen und Sozialpolitik - Arbeitslosenfrage. Von O. Järte

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DIE ARBEITSLOSENFRAGE.

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Unter solchen Verhältnissen wäre ja eine sehr umfangreiche und langwierige
Arbeitslosigkeit während des Winters in Schweden zu befürchten. Das ist nun
glücklicherweise nicht der Fall, schon aus dem Grunde, weil die Forstwirtschaft
im grössten Teile des Landes, besonders in Norrland, während des Winters
reichliche Arbeitsgelegenheit bietet, deren sich sowohl die ackerbautreibende
Bevölkerung als zuwandernde Saisonarbeiter aus den Industriebezirken in grosser Anzahl
regelmässig sich bedienen. Auch innerhalb der Landwirtschaft ist die
Arbeitslosigkeit bisher wenig hervorgetreten, teils weil es sich hier in ganz
überwiegendem Grade um kleinere Grundstücke handelt, deren Bewirtschaftung der Regel
nach von dem Besitzer und. seiner Familie besorgt wird, teils weil der
Arbeitsbedarf der grösseren Güter gewöhnlich durch festangestellte Jahresarbeiter (Knechte
und Mägde) gedeckt wird, wodurch der Landwirt gegen den Eintritt eines Mangels
an Arbeitskraft, der während der Erntezeit im Spätsommer der Landwirtschaft
Schwierigkeiten bereitet, und seine Dienstboten gegen Arbeitslosigkeit während
des Winters geschützt sind. Die Saisonarbeitslosigkeit in den übrigen
Erwerbszweigen wird ferner dadurch vermindert, dass ein so grosser Teil der schwedischen
Industrie und besonders einige der wichtigsten Saisonindustrien (Sägewerke,
Ziegeleien, Zuckerfabriken) auf dem platten Lande domiziliert sind. Den
Arbeitslosen ist es dort leichter, sich Winterarbeit in den Wäldern zu verschaffen,
auch besitzen sie mehrenteils eine wirtschaftliche Stütze in eigenen oder gegen
billige Abgabe gemieteten Wohnungen mit dazu gehörigem kleinerem
Ackergrundstück oder Gärtchen. Trotz diesen entgegenwirkenden Faktoren macht sich
indessen die Saisonarbeitslosigkeit auf dem schwedischen Arbeitsmarkte sehr fühlbar,
besonders unter den in den Städten wohnenden ungelernten Saisonarbeitern, die
während des Winters in der Regel sich keine andere Arbeit als nur vorübergehende,
wie Schneeschaufeln, Eishauen u. dgl., verschaffen können.

Die grossen Ubelstände, die die Saisonarbeitslosigkeit mit sich bringt, wachsen
in Zeiten wirtschaftlicher Krisen zu einer wirklichen sozialen Notlage der
Arbeiterschaft an. Zu der Schar der Saisonarbeitslosen, die während Wirtschaftskrisen
weniger Aussicht als sonst haben, im Winter vorübergehend in anderen
Gewerben beschäftigt zu werden, gesellen sich dann alle die Opfer der
Konjunktur- oder Krisenarbeitslosigkeit, die infolge der Einschränkung der Produktion
oder der Einstellung von Betrieben ihre Anstellung verloren haben. Eine solche
Situation lag in Schweden wie in den übrigen Industrieländern während der
letzten allgemeinen Depression des Weltmarktes in den Jahren 1008 und 1909
vor. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage nach Arbeitskraft war bei
dieser Gelegenheit auf dem schwedischen Arbeitsmarkte so bedenklich gestört,
dass die Regierung zwei Arbeitslosenzählungen veranstaltete, die im Januar 1909
und 1910 an demselben Tage in allen Städten und grösseren Industrieorten im
Lande stattfand. Obwohl die Anmeldungen freiwillig waren und die Zählungen
nur einen statistischen Zweck verfolgten, fanden sich doch im Jahre 1909 20 106
und im Jahre 1910 14 016 Arbeitslose in den Zähllokalen ein, um die Fragebogen
auszufüllen. Die angemeldeten stellten indessen nur eine Minderzahl von der
Gesamtzahl Arbeitsloser im Lande dar, die für den Winter 1909 der Berechnung
nach sich auf mindestens 60 000 belief, wovon 2/s Saisonarbeiter gewesen sein
dürften. Gleichwie in früheren Zeiten grösserer Arbeitslosigkeit veranstalteten
die Kommunen auch während dieser letzteren Krisenperiode gewisse
Notstandsarbeiten (Erdarbeiten, Steinsprengungen, Kai- und Wegearbeiten usw.), um den
zahlreichen arbeitslosen Handarbeitern in den Städten einigermassen
Beschäftigung zu verschaffen. Derartige Arbeiten wurden während des Winters 1908—1909
in 38 Städten und 14 Landkommunen für einen berechneten Kostenbetrag von
insgesamt 1 236 110 Kr veranstaltet. In den geschäftlichen Betrieben des Staates
versuchte man mit Rücksicht auf die herrschende Massenarbeitslosigkeit so viele
Arbeiten wie möglich den Winter hindurch in Gang zu halten. Auch in vielen

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