- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Zweiter Teil : Gewerbe /
358

(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VII. Industrie, Handwerk und Hausgewerbe. Einl. von Alf. Larson

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358

vir.

INDUSTRIE, HANDWERK UND HAUSGEWERBE.

Schwedens sind vielleicht am grössten auf dem Gebiete des Handels und der
Schiffahrt, doch auch für die Entwicklung der Industrie wurden grosse
Anstrengungen gemacht. Das meiste musste hier neugeschaffen werden. Vom
Auslande wurden berufstüchtige Arbeiter herbeigezogen, um den schwedischen
Arbeiter heranzubilden — dieser hat seither nicht vergessen, was er gelernt - -,
und um dem Mangel an Kapital abzuhelfen, suchte man tüchtige und
vermögende fremde Kaufleute auf alle Weise dazu zu bewegen, ihre Geldmittel
in schwedische Unternehmungen zu stecken. Der bedeutendste von diesen
fremden Lehrmeistern war der Holländer Louis De Geer (1587—1652), der,
nachdem er sich früh in grosse Geschäfte mit Schweden eingelassen hatte,
im Jahre 1627 hierher zog. Er erwarb nun die schwedische Staatsangehörigkeit
und wurde ein ergebener Diener seines neuen Vaterlandes, das ihm freigebig
seine Erwerbsquellen öffnete und sie durch weitgehende Vorrechte noch
gewinnbringender für ihn machte. Das Ganze ist ein neues Zeugnis für Gustav
Adolfs und Oxenstiernas eigentümliche und konsequent betriebene Politik, auf
allen Gebieten die grössten Talente der Zeit aufzusuchen und für Schweden zu
werben — ein weitherziger und klarblickender Patriotismus, der die
segensreichsten Folgen hatte. Louis De Geer entfaltete eine bedeutende Tätigkeit bei
Dannemora, vor allem aber machte er Finspång zum wichtigsten Herde der
schwedischen Grossindustrie, baute dort Hochöfen, Stabeisenhämmer und
Fabriken, verbesserte die Stabeisenfabrikation nach französischer und wallonischer
Methode, legte Geschützgiessereien an usw. Der Verschiffungsort für alle diese
neuen Erzeugnisse wurde Norrköping; seitdem gehört dieses zu Schwedens
bedeutendsten Städten, während es vorher nur ein sehr bescheidenes Dasein
geführt hatte. Auch in Norrköping selbst wurden Fabriken, Gewehrfabriken und
ein Messingwerk angelegt; die später so berühmt gewordene Tuchindustrie
dieser Stadt schreibt ihren Ursprung gleichfalls aus dieser Zeit her. (Die erste
schwedische Tuchfabrik in grösserem Massstabe wurde indes früher, bereits um
1616, in Jönköping gegründet.) Die Leinenindustrie und die Lederbereitung
erlangten einen hohen Grad der Entwicklung, Brauereien wurden nach deutschen
«nd englischen Vorbildern angelegt, ebenso Papierfabriken. Die
Waffenfabrikation blühte fort. Das Kupferbergwerk zu Falun hatte damals seine
ergiebigste Zeit. — Aus Karl Gustavs Tagen (1654—60) stammt bekanntlich die
berühmte Eskilstunaer Industrie.

Karls XL (1660—97) allumfassende Tätigkeit konnte natürlich die Industrie
nicht ausser acht lassen. Besonders die Tuchfabrikation entwickelte sich schnell,
zum grossen Teil durch die Massnahme des Königs, die im Heere
neueingeführten Uniformen aus einheimischem Tuch anfertigen zu lassen. Die
Waffenfabrikation wurde derart in die Höhe gebracht, dass zu jener Zeit kaum ein
anderes Land hierin mit Schweden konkurrieren konnte; sie wurde in
bedeutendem Massstabe als Grossindustrie wie auch als Handwerk und Hausindustrie
betrieben. Auch der alte schwedische Schiffbau erreichte einen hohen
Standpunkt, und bei Söderfors wurde eine Ankerschmiede errichtet, die bald
europäischen Ruf erlangte.

Somit war die schwedische Industrie bereits im siebzehnten Jahrhundert
keineswegs unbedeutend. Gleichwohl war sie im ganzen auf einige wenige
Zweige beschränkt, von denen wiederum nur einige für die Ausfuhr geeignet waren.
Ein ausserordentlich grosser Teil der industriellen Erzeugnisse musste natürlich
nach wie vor eingeführt werden, und zweifellos war die Gewinnimg von
Rohstoffen noch Schwedens hauptsächlichste Erwerbsquelle. Die Ausdehnung der
Veredelungsindustrie auf alle Gebiete und die Vergrösserung der Ausfuhr wurden
Hauptgegenstand der Bestrebungen des achtzehnten Jahrhunderts, und die
veränderten politischen Verhältnisse bewirkten, dass die führende Rolle jetzt auf
die Vertreter des Volkes im Reichst/ig sowie auf Private überging. Unter den

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