- Project Runeberg -  Reise-Erinnerungen aus Siberien /
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(1854) [MARC] Author: Christopher Hansteen - Tema: Exploration, Russia
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Aufenthalt in Tobolsk. — Eine russische Hochzeit. — Taufe einer erwachsenen Jüdin

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Gelegenheit, die Ceremonien kennen zu lernen, welche bei einer Heirath zwischen
den niederen Classen in Rußland und Sibirien üblich sind.

Wenn ein Russe aus dem niederen Stande Luft bekommt, sich zu
verheirathen, wendet er sich an eine alte Vermittlerin, bei den Russen
Swacha
genannt, eine Art Stiefmutter für Bräute, die mit allen
unverheiratheten und heirathsfähigen Frauenzimmern der Stadt oder des
Dorfes genau bekannt ist. Er bittet sie, ihm eine Frau zu verschaffen,
welche gewisse von ihm bezeichnete Eigenschaften besitzt, auf die er besonders
Werth legt. Swacha nimmt dann ihre Listen zur Hand, wofern sie
schreiben kann, oder, da dies fast nie der Fall ist, mustert in ihren
Gedanken alle die Mädchen, die sie in der Stadt kennt und nennt ihm eine,
von der sie glaubt, sie werde nach seinen Wünschen sein. In der Regel
hat er die vorgeschlagene Braut ebenso wenig gesehen, wie sie ihn. Swacha
findet sich dann bei dem Mädchen ein, und erzählt ihr, daß der Jung gesell
N. N. gegen sie geäußert habe, er habe Lust, sich zu verheirathen,
wenn er ein braves, strebsames und freundliches Mädchen finden könnte.
Sie rechnet seine verschiedenen guten Eigenschaften vor, z. B. daß er
nüchtern, arbeitsam u. s. w. ist, und kann sie hinzufügen, daß er eine
Samawarr oder Theemaschine besitzt, so fällt dies zu seinen Gunsten nicht
wenig in die Waagschale. Thee ist nämlich das Lieblingsgetränk des
Sibiriers; es wird einem jeden Gaste angeboten, der in ein anständiges
Haus zu irgend einer Tageszeit eintritt; und zwar ist es ein besonders
fein duftender Thee, wie wir ihn selten erhalten. Wenn Dienstleute von
einer Herrschaft gemiethet werden, so geschieht es nicht selten, daß sie sich
ausbedingen, so und so oft des Tages Thee zu bekommen. Eine Samawarr
zu besitzen, ist also ein Zeichen eines gewissen Grades von Wohlstand
und Wohlleben, und ist für einen russischen Bauerburschen eine
ebenso empfehlende Eigenschaft, wie für ein dänisches Bauermädchen,
wenn sie einen Grapen [1] ihr Eigenthum nennen kann. Findet Swacha
das Mädchen nicht ganz abgeneigt, auf den Vorschlag einzugehen, so
veranstaltet sie eine Zusammenkunft an einem dritten Orte, z. B. in der
Kirche, wo sich Beide einander beschauen können. Dies ist des Freiens
erster Act
, und heißt Smotrenie oder das Beschauen. Swacha führt


[1] Ein kesselartiger eiserner Topf, auch in Niederdeutschland auf dem
Lande sehr in Gebrauch.                                                 D. Uebers.

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