Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 8. Reise von Orenburg nach Astrachan. — Störfischerei der Kosaken auf dem Flusse Ural. — Reise über die Kirgisen-Steppe mit Kameelen. — Aufenthalt bei dem Kirgisen-Khan Dschanger in seinem Palaste mitten in der Steppe. — Besuch bei dem kalmuckischen Fursten Tiumén. — Ankunft in Astrachan
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8. Kap.) Die Gemahlinnen des Khans. 171
wenig an seinen mongolischen Ursprung erinnerte. Er hatte seine Er<
ziehung in einem Institutt in Astrachan erhalten und sprach und schrieb Kir
gisisch (tatarisch), Arabisch, Perstsch und Russisch, welcher letztern Sprache
wir uns allem bedienen konnten. Dasi er mit der Geographie und selbst
ein wenig mit der Astronomie bekannt war, bewies ein Atlas und ein klei
ner Himmelsglobus von Kupfer, beide mit arabischen Schriftzugen. die
ich spater zu Gesicht bekam. Seine Tracht war asiatisch; er trug weite
Hosen von violettem Sammet mit breiten goldenen Tressen an den Seiten
und an seinen kleinen Fusien Stiefeln nach europaischer Manier. Die
obere Halfte des Korpers bedeckte ein Halbkaftan von derselben Farbe in
Sammet, mit Tressen vorn und an den Randem; daruber trug er einen
zweiten langen Sammetkaftan mit einem Gurtel. worin ein kleines Schwert
hing, dessen Handgriff mit grotzen Edelsteinen geziert war. Der Kopf,
dessen Håar alle Kirgisen glatt abrasiren, wurde von einer spitzen, mit
Zobel verbramten Mutze bedeckt. Um den Hals trug er an einem breiten
rothen Bande eine grotze goldne Medaille, die aus der Vorderseite das
Portratt des Kaisers zeigte, und deren Rand ringsum mit grotzen Brillan
ten besetzt war.
Der Khan hatte sich zuerst mit einer Kirgisin verheirathet, die ihm
einen Sohn gelwren, bald darauf aber gestorben war. letzt hatte er sich
mit ihrer Schwester vermahlt. Seine liebste Gemahlin, an der er mit
grositer Innigkeit hing, und in deren Zimmer er sich fast den ganzen Tag
aufhielt, war aber Fatime, die Tochter eines tatarischen Mufti (vorneh
men Geistlichen) von Kasan. Diese hatte eine Erzieherin aus der deut
schen Colonie Sarepta an der Wolga, etwa 55 Meilen nordwestlich von
Astrachan, gehabt und daher Deutsch sprechen gelernt*), sowie sie auch
au§er ihrer tatarischen Muttersprache, Russisch verstand. Sie wurde uns
als eine gutmuthige und sehr liebenswmdige Dame geruhmt. Karelin
nannte nie ihren Nåmen ohne hinzuzufugen: „g,K,! o«mm6 elis est
mmadlL!" Leider war sie zu schuchtern, nm sich vor uns sehen zu lassen;
da sie Deutsch verstand, hatten wir leicht mit ihr reden und sie in der
Unterhaltung mit dem Khan als anmuthige Vermittlerin brauchen komen.
Die kirgisische Gemahlin hatte der Khan nehmen mussen, um bei seinen
’) In einer Schublade in meiner Stube fand ich ihre russisch-deutsche
Grammatik, welche starke Spuren eines fleMgen Gebmuches an sich trug.
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