Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 8. Reise von Orenburg nach Astrachan. — Störfischerei der Kosaken auf dem Flusse Ural. — Reise über die Kirgisen-Steppe mit Kameelen. — Aufenthalt bei dem Kirgisen-Khan Dschanger in seinem Palaste mitten in der Steppe. — Besuch bei dem kalmuckischen Fursten Tiumén. — Ankunft in Astrachan
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172 Kirgisische Gastfreundschaft. lA. Kap.
Landsleuten nicht anzustotzen; da sie aber eine Kirgisin Wie alle andern
war, geboren uud erzogen in einer Kibitke, und ebenso unwissend und roh
Wie ihre Schwestern, war sie ihm vollkommen gleichgiltig.
Der Khan besuchte uns taglich wiederholt in unseren Zimmern, un
terhielt sich mit uns und svielte Billard mit Lieutenant Due und Karelin,
worin er viel Fertigkeit hatte. Er verstand es sehr gut, seine Wurde als
regierender Furst mit einer gewissen Bescheidenheit, einem Paar Reprasen
tanten europaischer Wissenschaft gegennber, zli vereinigen. Von Astrachan
hatte er verfchiedene Weiue fur uns holen lassen, welche die Mohamedaner
selbst nicht trucken durfen; auch besa§ er einen russtscheu Koch, der in der
Zubereitung europaischer Speisen erfabren war. Wir hatten daher eine
wohl versehene Tafel, und Karelin versicherte. datz er gern mit uns ge<
speist hatte, wenn er nicht gerade zu der Zeit etwas itnpa§lich gewesen
ware. Vielleicht furchtete er auch den gemeinen Kirgisen dadurch einigen
Anstotz zu geben. Zum Fruhstuck wurde uns beispielsweise mit einer
Art Knackwurste von Pferdefleifch aufgewartet, welche ebenso appetitlich
aussahen, als sie wohlschmeckend waren.
Die Kirgisen haben einen guten naturlichen Verstand und viel Ro
mantisches in ihrem Charakter. Sie sind Freunde von Abenteuern, stolz,
bequem, freundlich, wollustig und eigentlich nicht blutdurstig. Die Sitten
der kleinen Horde, von der hier vornehmlich die Rede ist, sind durch die
nahere Verbindung und den Handel mit Rupland merklich verbeffert wor
den. Das weibliche Geschlecht wird wegen seiner Gutmuthigkeit und
Hauslichkeit geruhmt. Da sie von der Viehzucht leven, so haben sie
nichts Anderes zu thun, als auf ihre Schafe, Rindvieh, Pferde und Ka
meele zu achten. Ist eine Gegend abgeweidet, so wird die Kibitke nach
einer andern grasreichen Stelle versetzt. Sie leben demnach in grotzer
Bequemlichkeit, und um die Zeit zu vertreiben, reiten ste auf der Steppe
umher, besuchen einander, setzen sich in der fremden Kibitke nieder, wo sie
jederzeit willkommen sind, und lassen sich bewirthen und Abenteuer oder
irgend etwas Neues erzahlen, das sich in ihrerNahe zugetragen hat. Die
geringste Begebenheit, die an dem einen Gnde der Steppe vorfallt, z. B.
unsere Reise zum Khan, ist binnen wenigen Tågen auf der ganzen Steppe
bekannt. Es ist dies ein einfaches Grsatzmittel fur unsere Tagesblatter.
So sah auch jeder vorbeireitende Kirgise den gromen Versammlungssaal
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