Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - Das Rentier in Europa zu den Zeiten Alexanders und Cæsars
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ist der Unterschied zwischen der dunkelgraubraunen Sommer- und der weissgrauen
Wintertracht am grössten[1].
Die weissgraue Wintertracht verleihet dem Tiere »eine täuschende Aehnlichkeit
mit der Farbe von schmelzendem, etwas schmutzigem Schnee[2]«. Wir haben also hier
eben den Fall von Mimikry, der Aristoteles und Theophrast veranlasste, den
Tarandos zu besprechen!
Das einzige unter den für Tarandos aufgezählten Merkmalen, das scheinbar besser
zum Elen als zum Ren passen würde, wäre die zu Panzern verwendbare fingerdicke Haut.
Wenn aber hier unter δέρμα die Haut mit den Haaren, das Fell, zu verstehen ist,
liegt die Sache wieder anders, denn der Pelz, die Decke des Rentieres ist dicker und
dichter als derjenige irgend einer anderen Hirschart[3]. Auch spricht Hesychios (im 5. Jahrh.
n.Chr.), der vielleicht aus Aristoteles die Angabe geschöpft haben dürfte, davon, dass
die Skythen die Felle vom Tarandos zu Kleidungsstücken benutzen:
τάρανδος ζω̃ον ὲλάφψ παραπλήσων, ου τὰς δορὰς εὶς χιτω̃νας χρω̃νται Σκύθαι[4].
Welche hervorragende Bedeutung gerade die Renfelle für die Bekleidung der
Menschen in dem Gebiete des Rentieres beanspruchen, braucht nicht näher
auseinandergesetzt zu werden.
Somit dürfen wir es als festgestellte Tatsache betrachten, dass zu den Zeiten
Alexanders des Grossen das Rentier, der Tarandos, irgendwo in Gross-Skythien
lebte und den Griechen bekannt geworden war.
Zur näheren Bestimmung der Gegend innerhalb des ausgedehnten »skythischen«
Gebietes, wo das Ren seine Heimat hatte, finden wir nur in den oben angeführten
Worten des Aristoteles eine Anleitung; es war das Land derjenigen Skythen,
die Geloner genannt wurden.
Eigentlich waren die Geloner keine Skythen sondern ursprünglich griechische
Kolonisten, die sich im Lande der Budiner niedergelassen und hier eine Stadt Gelonos
angelegt hatten. Aus den griechischen Stapelorten am Schwarzen Meere ausgewandert oder
vertrieben, gründeten die Geloner den am weitesten gegen Norden vorgeschobenen
Vorposten der hellenischen Welt, assimilierten sich aber allmählich mit der »skythischen«
Umgebung. In Gelonos waren Häuser und Tempel alle aus Holz, ja selbst die
Stadtmauer war ganz aus Holz gebaut[5], eine Tatsache die schon die geographische Lage der
Stadt gut charakterisiert.
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