- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andrae, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die Eschatologische Frömmigkeit Muhammeds

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DER URSPRUNG DES ISLAMS UND DAS CHRISTENTUM

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der Tränen erfahren hat, sich dem Gebet hingibt, wird er
wünschen, von der Erde erhöht zu werden. In dieser Stunde
ist er auch ganz ausser dem Körper, ausser der ganzen Welt,
sein Wandel ist nicht mehr auf Erden.»1 Es mag diese
Umwandlung der Bussübungen in eine mystische Praktik nichts
Ungewöhnliches gewesen sein, die ’Urim dfidajränütä des Isaac
von ninive berichtet uns oft darüber. Aber ihren Ursprung
hatten sie doch in Stimmungen, die von der mystischen /apa
von Grund auf verschieden waren, und in der Hauptsache blieb
dieser Grundcharakter auch in der syrischen Kirche gewahrt.
Es ist die Furcht vor den eigenen Sünden, dem
bevorstehenden Gericht, der ewigen Strafe, die die Tränen
der Büsser fliessen macht.2 Der heilige Thomas wohnte in
einer Höhle und weinte Tag und Nacht, denn er sagte: »Die
ganze Sorge meines Lebens habe ich den vergänglichen Dingen,
die zu diesem irdischen Körper gehören, gewidmet; das Leben
ist vergangen, der Tod naht, das Verderben (h’bälä) kommt,
das Gericht ist da (’adrek ctlnCi).»3 Und ein anderer Virtuose
in der Kunst der Tränen, »weinte und klagte wie ein Schakal
und heulte jämmerlich wie ein Schakalenweibchen» über »sein
vergeudetes Leben, seine Sünden, das kommende Gericht, das
bevorstehende Ende des Lebens, das schreckliche Gericht der
Gerechtigkeit».4 Die Ankunft Christi, die ein beliebtes Thema
der Erweckungspredigt bildet, bedeutet hier nicht die ersehnte
Zeit, wo die bedrückten Gläubigen ihr Haupt erheben dürfen,
es ist ausschliesslich an die Ankunft des Richters gedacht. Der
Fromme wagt nie, sich mit ganzem Herzen der frohen Hoff-

» Op. Gr., II, 55.

2 Wensinck, a. a. O., 54 f., vermutet, dass die asketische Übung des
Weinens sich als eine Art Ersatz aus der Sitte der Totenklage, die im
Christentum und Islam verboten worden war, entwickelt hat. Das scheint mir
jedoch wenig wahrscheinlich. Wir kennen tatsächlich einen Ritus, der sich
von der Totenklage ableitet. Das ist die Tamuz-Adonisklage mit ihren
vielen westlichen Verzweigungen (vgl. darüber neuerdings G. Neckel, Die
Überlieferung vom Gotte Balder, (Dortmund 1920, 155 ff., 166)). Ich brauche
nicht näher auszuführen, wie grundverschieden dieser volkstümliche Ritus
von dem hier behandelten asketischen Brauche ist. Er wird wie die
eigentliche Totenklage fast ausschliesslich von Frauen gepflegt. Wenn Männer an
ihm teilnehmen, kleiden sie sich zuweilen wie in Bayern, in Frauentracht.
Mannhardt, Wald- und Feldkulte, I, 411.

3 Anecdota Syriaca, II, 90. 4 Ibid., II, 108, vgl. auch II, 69.

19 — 23339. Kyrkohist. Årsskrift 1924.

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