- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
111

(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - II. Die wunder des propheten in der theologie

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Die wunder des proplieten in der theologie 111

Hisäm b. \Amr al-Füti entwickelt diesen beweis in
metaphysischer richtnng, indem er prinzipiell bestreitet, dass die wunder
etwas für die Wahrheit der religion beweisen können.
Akzidenzen können nicht das dasein Gottes beweisen. Daher sind die
Verwandlung des stabes und die mondspaltung keine stützen für den
anspruch, von Gott gesandt zu sein. Denn sollte so etwas ein
beweis für Gottes existenz sein, brauchte man zuerst einen
beweis, dass es wirklich dies beweise, dieser beweis brauchte
seinerseits auch einen beweis u. s. w. in infinitum. Beweise für Gottes
existenz als schöpfer sind nur körper, die sinnenfällig sind.1

Der Standpunkt dieser n/utaziliten in der wunderfrage
erinnert vielfach an die abendländische aufklärung. Zwar mögen
die islamischen rationalisten für gewöhnlich nicht geradeaus die
wunder verneinen, sie nehmen den legenden gegenüber eine
hal-tung des vornehmen agnostizismus ein: wir können über sie nichts
sicheres wissen. Wir sehen aber unschwer, was dahinter stecken ?
mag. Die forderung auf bestätigung des wunderberichtes durch
»paradiesgenossen» und heilige ist wohl nicht viel anders
gemeint als die these Humes, dass »kein zeugnis genüge, ein wunder
festzustellen, wenn es nicht von solcher art ist, dass seine
falsch-heit wunderbarer wäre als das faktum, das es festzustellen
trachtet», wie die prinzipielle bestreitung von der beweiskraft
des Wunders bei al-Füti ein muslimisches gegenstück zu dem
berühmten worte Lessings bildet, dass »zufällige
geschichtswahr-heiten nie der beweis für notwendige Vernunftswahrheiten sein
können».

Die oben geschilderten muctazilitischen anschauungen finden
sich in vielfachen abstufungen auch bei mehreren ’ascaritischen
theologen wieder. Denn wenn die ’as’ariten — wie tatsächlich die
meisten mu’taziliten und noch eifriger als diese — auch immer
versichern, dass sie an der geschichtlichkeit der wunder und an
ihrer möglichkeit nicht zweifeln, so wollen sie doch kaum den
geschichtstatsachen den wert eines völlig evidenten beweises
einräumen.2 Diese tendenz spricht sich vor allem in der neigung
aus, den wunderbeweis im vergleich mit dem einen klaren und
ausreichenden beweise des Korans in den hintergrund zu
schieben. Sagt man auch nicht gern unumwunden, dass die wunder

1 Kitäb al-Farq 148, Sahrastäni I, 75; vgl. auch S. Horovitz
ZDMG. LVII, 194. Nach Sifä1 II, 274 verneinten Hisäm und Macmar
al-Sajmari auch, dass der Koran ein zeichen Muhammeds sei.

2 Goldziher, Vorlesungen 127.

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