- Project Runeberg -  Chemische Abhandlung von der Luft und dem Feuer /
2-3

(1777) [MARC] Author: Carl Wilhelm Scheele, Torbern Bergman - Tema: Chemistry
Table of Contents / Innehåll | << Previous | Next >>
  Project Runeberg | Catalog | Recent Changes | Donate | Comments? |   

Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Vorbericht (Aus dem Schwedischen)

scanned image

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Below is the raw OCR text from the above scanned image. Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan. Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!

This page has been proofread at least once. (diff) (history)
Denna sida har korrekturlästs minst en gång. (skillnad) (historik)

In den Zeiten, da die Chemie sich hauptsächlich auf
allerley ungereimte Hypothesen gründete, aber nichts
desto weniger mit blinden Eifer und mit der vollkommensten
Zuversicht, nicht allein dadurch alle Schwachheiten
und Krankheiten heilen zu können, sondern auch
selbst die Unsterblichkeit zu gewinnen, angewandt wurde;
konnte sie nicht anders, als Schaden und Unheil
in der Arzneykunst anrichten.

A priori wissen wir nichts von den Körpern: Alles
muss durch dienliche Beobachtungen und Versuche
erlernet werden. Solche aber, welche würklich
das, was man sucht, aufklären, zu erfinden und anzustellen,
darzu wird nicht allein Geschicklichkeit, und ein
besonderer Fleiss, sondern auch aufrichtigste Liebe
zur Wahrheit erfordert; so dass man nicht von dem
angenehmen Verlangen bethören lässt, von einigen wenigen
datis mit noch unvollkommener Gewissheit allgemeine
Schlusssätze zu machen. Es vermindert zwar unsre
Mühe und schmeichelt unsre Eigenliebe, in der
Geschwindigkeit den ganzen Lauf der Natur aufdecken zu
können; der Mensch ist überdiess von Natur träge,
und äusserst geneigt, sich mehr von Einbildungen,
als Realitäten, einnehmen zu lassen, und ist daher
das Geständniss, dass man würklich nichts mehr weiss
als man weiss, selbst in unsern Zeiten, wenn man auch
sonst den Experimental-Weg als den einzigen rechten
und sichern ansieht, sehr schwer und kränkend; so wie aber
alle Wissenschaften ihre Abwege, ihre Missbräuche, ihre
Thorheiten haben, welche zum Unglücke immer den grössten
Haufen verführen, so entstehen solche Missgeburten
gerade aus dieser Uebereilung und Einbildung.

Alles was in unserm Körper vorgeht, geschieht
entweder mechanice oder chemice, da die Geschäfte der
immateriellen Seele hieher nicht gehören. Unsre
Nahrungsmittel werden auf den Wege durch den Mund,
Magen, Gedärme und übrigen Gefässe, vermittelst
des Speichels, des Magensaftes, der Galle, des Gekrösesaftes
u.s.w. zergliedert und verändert, so dass davon an
verschiedenen Stellen unterschiedene Materien, die
alle zum Wachsthum und zur Unterhaltung der Maschine
nothwendig sind, bereitet werden. Die Lunge
bringt überdiess durch ihre beständige Bewegung
allerley feine Theilchen durch die vasa absorbentia
hinzu, und nimmt gleichfalls durch exhalantia andre
wieder mit sich. Die geringste Anordnung in allen
diesen natürlichen Geschäften, legt schon den Grund
zu vielen Schwächlichkeiten und Krankheiten. Diesen
muss man durch solche Arzeneymittel vorzukomen, oder
sie gar zu heben suchen, die nichts in anderer Absicht
schädliches oder für den Hauptzweck verhinderliches,
oder überflüssiges in sich enthalten; die nicht einmal,
gesetzt sie wären auch an sich selbst unschädlich, bloss
durch ihre Volume beschweren könten. Es ist daher ohne
Zweifel ein grosser Vortheil, wenn man die Kraft aus
vielen Unzen in wenige Grane concentriren kan.

Kennete man recht nach chemischen Gründen die
natürlichen Verrichtungen im Körper, die Ursachen
der Krankheiten und die Würkungen der Arzeneymittel;
so müsste die Chemie gewiss Wunder ausführen können.

Ich sehe aber schon was man mir Grund hierwider
einwenden kan. So vortrefflich eine solche Kenntniss
seyn würde, so wäre sie doch mehr zu wünschen,
als zu vermuthen: im Körper gehe alles auf eine
verborgene Art zu, und habe man kein Glass
durchzukucken: mit dem Leben des Menschen aber wäre nicht
zu scherzen, und dürfte man desswegen nicht mit
ungewissen Versuchen dasselbe aufs Spiel setzen u.s.w. Alles
dies hat seine Richtigkeit, berechtiget uns aber doch
gar nicht, die rechten Auswege, Aufklärung zu gewinnen,
zu verseumen, viel weniger zu verachten. Das was
schwer ist, ist darum nicht immer unmöglich. Je mehr
Nachdenken und Mühe eine Erfindung gekostet, desto

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Project Runeberg, Mon Dec 11 19:13:07 2023 (aronsson) (diff) (history) (download) << Previous Next >>
https://runeberg.org/scheelch/0004.html

Valid HTML 4.0! All our files are DRM-free