- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
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(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - III. Staatsverfassung und Verwaltung. Einl. von E. Hildebrand - 5. Kirchliche Verhältnisse. Von K. B. Westman

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III. »TA ATS VERFASSUNG UND VERWALTUNG.

Der erste und bedeutendste Vorkämpfer der Reformation in Schweden war
Luthers Schüler Olaus Petri, Prediger in Stockholm (1493—-1552), der in einer
Reihe bedeutsamer Schriften (seit 1526) teils polemischer, teils positiv erbaulicher
Art ihre Ideen verbreitete (er übersetzte 1526 das Neue Testament; die ganze
Bibel erschien 1541). Gustav Vasa (1523—60) nahm die Bewegung als den
mächtigsten Faktor seines nationalen Erneuerungswerks in seinen Dienst und brachte
nach dem Reichstag zu Västerås (1527) das Eigentum und die politische Macht
der Kirche in die Hand des Königs. Durch den Einfluss seines staatsklugen
Kanzlers, Laurentius Andrece, blieb indessen der Kirche eine gewisse
Bewegungsfreiheit im Zusammenhang damit, dass das Episkopat beibehalten wurde,
bewahrt; ein Versuch Gustavs (um 1540), Konsistorialverwaltung nach
deutschlutherischem Muster einzuführen, misslang, und die ursprüngliche
Entwicklungslinie wurde durch den als Kirchenvater verehrten Laurentius Petri (Erzbischof
1531—73) weitergeführt. Ästhetische Interessen und philippistischer
Traditionalismus veranlassten Johann III., eine halbkatholische Messordnung einzuführen;
gegen seinen Sohn Sigismund, der ganz der Mann der jesuitischen
Gegenreformation war, erhob sich das schwedische Volk unter der Führung Herzog Karls
und stellte sich, nachdem die Geistlichkeit auf der Synode zu UpiJsala (1593)
das Zeichen dazu gegeben hatte, wie ein Mann auf den Boden des
Augsburgischen Bekenntnisses, trotz der kalvinistischen Sympathien des Herzogs.

Aus diesen Kämpfen ging das schwedische Volk mit einer jugendwarmen
Begeisterung für das Evangelium Christi hervor, die ihm die Kraft verlieh, trotz
seiner geringen Zahl und seiner Armut unter Gustav II. Adolf die mächtige
Liga der katholischen Reaktion zu besiegen, in Luthers Land Luthers Werk zu
schützen und der Menschheit ihren kostbarsten Besitz zu retten, wohl eine Tat,
die den Vergleich mit irgend welcher Grosstat der Weltgeschichte aushält.

Die evangelische Sache wurde eine der Grundlagen der Politik Schwedens;
von seiner Stellung als einer Schutzmacht des Protestantismus zeugen z. B. die
Bedeutung der schwedischen Gesandtschaftskirche in Paris für den französischen
Protestantismus und der Altranstädter Vertrag von 1707, durch den Karl XII.
Religionsfreiheit für die schlesischen Protestanten bei dem Kaiser erwirkte. Die
politische Expansion erweiterte auch die Aufgaben der Kirche: die Kirche in
den Ostseeprovinzen wurde reorganisiert, und in dem amerikanischen Neuschweden
(Nya Sverige) wurde Luthers kleiner Katechismus in eine Indianersprache
übersetzt. Überhaupt bezeichnet das 17. Jahrhundert für die schwedische Kirche wie
für den Staat eine Blütezeit. Hervorragende Bischöfe, ein Johannes Rudbeckius,
ein Laurentius Paulinus u. a., bemühten sich ausserordentlich um die religiöse und
sittliche Erziehung des Volkes und um die Hebung des Unterrichtswesens. Die
höchste Vertretung der Kirche war der auf den Reichstagen versammelte Stand
der Geistlichen (consistorium regni). Während der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts wurde die Orthodoxie strenger und engherziger; was in dieser Zeit
Neues zustande kam, war hauptsächlich organisatorischer Art (das Kirchengesetz
1686 — das das Konkordienbuch zur Bekenntnisschrift machte und die Kirche
in strengere Abhängigkeit als vorher von dem Staate brachte —, das
Kirchenhandbuch 1693, das Gesangbuch 1695), ihre hervorragendsten Männer waren
die Bischöfe Hakvin Spegel und Jesper Svedberg, letzterer von Arndt beeinflusst
und den Pietismus vorbereitend.

Der Pietismus fand von Deutschland her während der ersten Dezennien des
18. Jahrhunderts Eingang, erst in einer älteren, gemässigten Form, später in
mystisch-schwärmerischem Extrem, «las bald in das ruhigere Fahrwasser des
Herrnhutismus hinüberglitt. Der bedeutendste Vertreter dieser Richtung war
Erik Tollstadius, Pfarrer in Stockholm (gest. 1759). Die Kirche reagierte zuerst
mit Prozessen und Verboten (Konventikelplakat 1726), später erfuhr sie selbst
direkt und indirekt eine gewisse Beeinflussung. Vertreter eines kirchlichen

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