- Project Runeberg -  Reise-Erinnerungen aus Siberien /
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(1854) [MARC] Author: Christopher Hansteen - Tema: Exploration, Russia
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Aufenthalt in Tobolsk. — Eine russische Hochzeit. — Taufe einer erwachsenen Jüdin

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Augen der Proselytin, welche hastig die Menge umher durchliefen. Es
war ein vierschrötiges, derbes Frauenzimmer, dem Aeußern nach etwa
zwanzig Jahre alt, mit schwarzen, gelockten Haaren und frischer
Gesichtsfarbe. Sie hatte für schön gelten können, wenn sie weniger stark gebaut
und von etwas feineren Gesichtszügen gewesen wäre. Nach einiger Zeit
näherten sich ihr zwei Popen an der Kirchthür und begannen ihre Gesänge
und Gebete; neben sie trat eine hübsche Russin, Namens Schukoffsky,
und ein Doctor der Medicin, Albert, von Geburt ein Hannoveraner, um
die Stelle christlicher Eltern bei ihr zu vertreten; denn ihre eigenen
jüdischen Eltern konnten nach dem Ritual nicht Zeugen sein, noch wollten sie
einer für sie so schmerzlichen Handlung ihre Theilnahme schenken. Nach
einigen Gebeten und Gesängen, welche wohl eine Viertelstunde dauerten,
wurde ihr von Frau Schukoffsky ein feines, weißes Musselinhemd mit einem
breiten, langen, rosaseidenen Bande, das über den Rücken hinabhing, überreicht,
um dasselbe anzulegen, nachdem sie die erwähnte dünne Umhüllung
abgelegt hatte. Die beiden Popen stellten sich nun vor sie und machten
sich etwas breit, worauf sie mit einiger Nachhilfe das eine Gewand fallen
ließ, während sie das andere anzog. Dies ließ sich auch bei einiger
Gewandtheit leicht ausführen, ohne den Anstand zu verletzen, selbst wenn die
Popen nicht als Schutzwand gedient hatten. Sie waren überdies von einem
Halbkreis von Zuschauern umringt, sodaß der Schutz, den sie gewährten,
eben nicht groß war. Darauf erwies man ihr die Barmherzigkeit, ihr ein
Paar Schuhe hinzuschieben. Nun wurde eine Art Glaubensbekenntniß
verlesen, welches sie nachsagte, ferner sprach sie einige Gebete, Alles im
altslavonischen Dialekt, der Kirchensprache Rußlands. Dies wechselte mit
Gesang und Gebet und dauerte wohl eine Viertelstunde.

Oben auf dem Chor sah man eine große Badewanne mit Wasser,
an deren Rande vier dünne, weiße Wachslichter befestigt waren; zur Linken
stand ein Schemel. Es hatte also den Anschein, daß sie wirklich ins Wasser
hinabsteigen sollte, und die Frage hiernach lief von Mund zu Mund
und wurde meist mit Ja beantwortet, doch meinten die Meisten, sie werde
beim Untertauchen ihre dünne Bekleidung nicht ablegen. Das arme Frauenzimmer
that uns leid, und da es mich unruhig machte, wie die Scene ablaufen
würde, so fragte ich unsere Damen, ob wir Männer uns entfernen
sollten. Frau Oberstin Hirsch antwortete aber, es sei nicht nöthig, denn

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