Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 10. Abreise von Astrachan. — Die Herrnhuter-Stadt Sarepta. — Deutsche und französische Colonien langs der Wolga. — Beschwerliche Winterbahn. — Dänische Familie in Saransk. — Bekannte in Moskau. — Baron Schilling von Canstadt. — Chinesische Schriftsprache. — Die Fabrik Ischora. — Audienz bei Kaiser Nikolaus I. und der Kaiserin in Petersburg. — Die Minister Speranski und Cancrin
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10. Kap.) Vorbereitungen zur Audienz. 207
hat, kann gehen." lch erfuhr noch, dasi sonst Niemand, der einen
geringeren Rang als ein Generalmajor hat, beim Kaiser Audienz erhalten
tennte, und dast nur bisweilen mit einem einzelnen Auslander eine Aus
nahme gemacht wurde. Hier war nun guter Ratl) theuer. Glucklicher
weise waren der General»Consul Sterky und der Attache der schwedischen
Gesandtschaft, Baron Rehausen (spater Minister in London, ein kleiner
junger Mann, ungefahr in meiner Groste, welchen Frau Sterky, zum Un
terschied von dem grotzen Baron Palmstjerna, den „kleinen Baron" nannte),
zugegen. Sterky fragte: „Konnte man dem Professor nicht eine Uniform
machen lassen?" „la," antwortete Palmstjerna, ~das ware der einzige
Ausweg." Niln mHte die Sache rasch abgemacht werden, denn es waren
nur zwei Tage bis zur Audienz, und ein leder gab Schlag auf Schlag
seinen Rath. Welche Farbe soll der Frack haben? Wie gefallt Ihnen
blån? Ganz gut; ich habe nichts dagegen. Also der Frack soll
blau sein. Kragen und Aufschlage von Sammet. Goldstickerei am
Kragen. Von welcher Art? Ein Paar Eichenzweige mit Gicheln
und Blattern. Karl-lohanns-Knopfe am Frack und an den Taschen.
Weitze Castmir - Pantalons, weiste Weste, weisie feidene Stmmvfe
und Schuhe. Goldene Schnallen an den Knieen und an den Schuhen.
Dreieckiger Hut mit Krampe und Schnuren. Staatsdegen.
Die goldenen Schnallen versprach Sterky anzuschaffen; die Casimirhosen
und die Weste, die Karl’lohanns^Knopfe, den dreieckigen Hut und den
Degen mit einem Handgriff von Perlmutter bot Rehausen an, und den
Frack, die seidenen Strumpfe und Schuhe sollte ich selbst anschaffen. Ich
fragte nun den General, ob er uns nicht begleiten und vorstellen wurde.
„Nein," erwiderte er, „das ist nicht Sitte; aber deshalb brauchen Sie
sich nicht zu angstigen. Sie werden, sobald Sie aus meinem Wagen
steigen, von einem Lakai empfangen werden, der Sie an den Haupteingang
bringt, Sie an einen andern Lakai abliefert, der Sie weiter bringt, und
so gehen Sie von Hand zu Hand, bis Sie zum Audienzsaal kommen."
Nun gingen wir augenblicklich zu einem uns empfohlenen schwedischen
Schneider, welcher Frack und Stickerei bis Sonntag Morgen, Punkt
neun Uhr, fertig zu schaffen versprach, indem ich ihm vorstellte, dasi es
eine Audienz beim Kaiser gelte. Due sollte auch seine Uniformstucke ge
burstet, gepreht, vergoldet, neue Epauletten u. s. w. bekommen.
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