Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 6. In schwindelnder Fahrt den grossen, einsamen Tarim hinab
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60 Sechstes Kapitel.
Wir näherten uns jet bewohnteren Gegenden; immer häufiger
wurden die Schilfhütten, und hie und da lag ein Kahn, ein ausge—
höhlter Bappelitamm, am Ufer. Ein jolcher wurde von meinen Leuten
ganz einfach anneftiert, und Kafim führte in dem unficheren, jchwan-
fenden Fahrzeug zum grenzenlojen Entzücden der anderen eine köst—
liche Wafjerpantomime auf. Nachher wurde das gejtohlene Gut ans
ftändig bezahlt, denn ich halte es für abjolut verwerflich, auf Reifen
Kähne zu ftehlen, was meine Leute jedoch gar nicht einjehen Fonnten;
fie huldigten der Anficht, daß Strandgut Gemeingut jet.
Bei dem Dorfe Teres, das ich früher schon bejucht hatte und
two ich jet zu beiderjeitiger Freude meinen alten T3jährigen Freund
Chalil Bai wiederjah, wurden wir feftlich mit ganzen Ladungen von
Geschenken empfangen, mit Birnen, Granatäpfeln, Gemüje, Hafen,
Fasanen, Schafen, Hühnern, Eiern und, dem beiten von allem, Milch
in mehreren großen Schüfjeln. Eine solche Verstärkung des Broviants
war jest jehr nötig; unjer Kamel konnten wir mit fo viel beladen, wie
wir wollten, es fnurrte nicht, was. bei den Karawanenkamelen leicht
borfommen kann.
As wir am 10. November frühmorgens aufbrahen, lag ein
feuchter Nebel über dem Lande und dem Fluffe; die Nacht war außer—
gewöhnlich Falt gewesen, und die Fähre und die Schwarze Kajlite waren
freideweiß bereift. Nachdem sich aber eine frifche südwestliche Brife
erhoben hatte, wurde die Luft wieder klar, und wir jegelten förmlich
den großen Fluß hinab. Die Flottille zählte jeßt vier bemannte Fahr:
zeuge, an der Spite trieb ein Führer im Kahne. Ein liebens—
würdiger Bek in Teres hatte mir einen neuen Hund gefchenft, der
den Namen „Dowlet“ erbte. Es war ein rotbraunes, furzbeiniges
junges Hündchen, dick und fett, das vom erften Augenblide an ein
wütendes Regiment an Bord führte, binnen furzer Zeit war er der
auserforene Günftling aller zweibeinigen Bafjagiere, mit Ausnahme der
Hähne. Das Eis begann jest allmählich feine dünnen Elaren Spiegel-
scheiben über geschütztere Teile des Fluffes zu legen. Mitte Novem—
ber waren fie ftarf genug, um das Gewicht der Hunde zur tragen.
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