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Dem Untergange nahe! 99
Ich hatte bei dem Dorfe Lailik gelagert, demselben Punkte, von dem
aus ich, wie ich geschildert habe, dieses Mal die Flußreise auf der Fähre
unternahm, und befand mich Anfang April 1895 in Merket, einem
Dorse am rechten Ufer des Jarkent-darja, das Lailik gerade gegenüber—
liegt. Prschewalskij hatte auf feiner letzten Reise den Berg Masar-tag
entdeckt, insofern als erihn vom Chotan-darja aus gesehen hatte, und
hatte, auf von Eingeborenen eingezogene Erkundigungen hin, ange—
geben, daß dieser Gebirgsstock sich nach Nordwesten diagonal durch die
Wüste Takla-makan bis an das Ufer des Jarkent-darja erstrecke. Wenn
ich nach Osten zöge, müßte ich alfo auf diejen Berg stoßen umd könnte
dort vielleicht auch Quellen und Vegetation finden,
Die Entfernung von Merfet nad) dem Chotan=darja mochte
etwa 300 Kilometer betragen. Wir wollten in vier großen eifernen
Behältern und in Ziegenlederjchläuchen Waller für 25 Tage mit-
nehmen. Die Jahreszeit war weit vorgejchritten; es fing jchon an,
warm zu werden, — es war eim wahnwißiges Unternehmen, das sah
ich nur zu gut ein, aber feine Macht der Erde hätte mich davon zu—
rüchalten können. Ich Hatte nur vier Diener, meinen treuen Islam
Bai, Mohammed Schah, Kafim und Jolltichi; leterer war ein Land-
Streicher, der in der Tiefe der Wüste nach verborgenen Schägen zu
juchen pflegte und, wie allgemein gejagt wurde, ihre geheimjten Wege
fannte. Als er verficherte, wir fünnten ohne Gefahr durch die Takla—
nıafan ziehen, jahen die übrigen Leute feine VBeranlafjung zur Un—
ruhe. Unjer Gepäd war jehr umfangreich, denn e3 war meine Abficht,
den Sommer in Tibet zuzubringen; wir nahmen reichlichen Broviant,
Konjerven, Kleidungsjtüde, Injtrumente, einige photographische Appa—
rate mit 1000 Platten und die schweren Wafjerbehälter mit.
Ruhig und majestätisch jchritten unfere acht Kamele am 10. April
1895 hocherhobenen Hauptes durch Merkets enge Gassen. Die Dorf-
bewohner betrachteten uns mit größter Verwunderung. „Die fommen
nie wieder‘, hörte man fie einander zurufen, „ihre Kamele jind zu schwer
beladen, fie bleiben in dem tiefen Sande stecken.“ Feierlich Läuteten
die Gloden mit dumpfen Klange den eigenen Leichenzug der
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