Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 10. Dem Untergange nahe!
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
Below is the raw OCR text
from the above scanned image.
Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan.
Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!
This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.
106 Zehntes Kapitel.
machten. Die Zelte wurden nicht mehr aufgejchlagen, wir mußten
unjere Kräfte fir wichtigere Anftrengungen aufjparen. Spät abends
famen die beiden franfen Kamele im Lager an. Erjt nach) Sonnen-
untergang, in der Abendfühle regen fich die Zebensgeifter wieder. Sch ver-
fiel auf die tolle Idee, daß wir vielleicht verjuchen fünnten, einen Brunnen
zu graben. Alle Männer durchzudte es wie ein eleftrijcher Schlag, und
Kasim ergriff fofort den Spaten, stach damit auf den trodenen, fnijtern-
den Lehm los und jang dann im Tafte mit den Spatenftichen.
In emem Meter Tiefe wurde der Lehm feucht! Ungeheure
Spannung bemächtigte jich unjer aller, und wir wechjelten alle fünf
beim Graben ab; der Spaten fuhr durch die Luft und versank immer
tiefer in der Grube, in der feine Leiche beerdigt, jondern Leben und
Rettung aufgegraben werden jollte. In zwei Meter Tiefe war der mit
Sand vermischte Lehm jo naß, daß wir Kugeln davon formen fonnten.
Die Temperatur der Luft betrug —28,6*, die des aufgegrabenen
Sandes aber nur 12°; es war ein Hochgenuß, die Stirn dagegen zu
drüden. Wir ftellten die kupfernen Kannen in diejen Sand und Löfch-
ten umjeren Durjt mit ruhigem Gewissen; bald würden wir ja die
leeren Behälter wieder füllen fünnen. Alle Tiere, jogar die Hühner,
trieb ihr Inftinft an das Brunnenloch.
Tiefes Dunkel herrjchte jest in der Wüste; in die Wände des
Brummens wurden in fleinen Nijchen ein paar Lichtjtiimpfe gefekt.
Kasim jah, nackt wie er war, dort unten phantaftisch aus; der Sand
wurde nach und nach mit einem Eimer emporgehißt, und Fräftiger
Elangen die Spatenftiche im Takte,
Wir waren jchon mehr als drei Meter tief gefommen, als Kafim
einen halberstickten Schrei ausftieg, den Spaten fallen ließ und wie
verjteinert daftand. „Was gibt es, was ift gejchehen?“ fragte ich, im
Glauben, er jei frank geworden. „Kein Waffer! Der Sand ift trocken“,
ertönte es klanglos, wie eine Stimme aus dem Grabe. Ein paar matte
Spatenjtiche überzeugten und davon, daß die trügerische Feuchtigkeit
wieder aufgehört hatte, um ganz trodenen Schichten Pla zu machen.
Wie zerichmettert brachen wir zufammen und legten ung fofort jchlafen.
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
