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Kanada Ruft Osterreich
Es ist nicht einmal ein halbes
Jahrhundert her, seitdem man mit
Recht von Kanadischer Malerei spre-
chen kann. Dies bedeutet natürlich
keineswegs, dass nicht schon zuvor
Bilder in Kanada gemalt wurden, Der
Wesenszug der früh-kanadischen Ma-
lerei war es aber, sowohl in Technik
wie im Sujet, in der europäischen
Welt verblieben zu sein, Und dies
ist ja nicht verwunderlich. Das
Verwandte und Vertraute ist vorerst
einmal der moralische Halt des Ein-
wanderers in einer neuen Umgebung.
Erst wenn Generationen heranwach-
sen, fiir die die neue Welt vorbehaltlos
zur allein bekannten Heimat wird,
künnen sie sich von den Einflussen des
Mutterlandes befreien,
Es war um die Zeit des ersten
Weltkrieges, dass sich eine Gruppe
von jungen Malern zusammenfand,
die den Versuch unternahmen, eine
Art Unabhängigkeitserklärung kana-
discher Kunst zu formulieren. In der
kanadischen Kunstgeschichte ist sie
als “Gruppe der Sieben” bekannt,
Vielleicht das hervorstechendste
Merkmal in der Entwicklung kana-
discher Malerei tief von der
“Gruppe der Sieben’ beeinflusst
ist ihre Konzentration auf Land-
schaftsmalerei, Es ist in diesem Genre
und seiner Farbengebung, in dem
kanadische Künstler ihre reichste und
héchste Ausdrucksform fanden, Nun
scheint es ein recht allgemeines Kenn-
zeichen der Malerei in nérdlichen
Ländern zu sein, in der Natur tieferes
und mehr unmittelbares Erleben zu
finden als im menschlich-sozialem
Geschehen,
Für Kanada ist jedentfalls eine
Erklärung nicht schwer zu finden.
Wenn jemals der Gemeinplatz vom
“Kampfe des Menschen mit der
Natur” am Platze war, so in Kanada:
es ist die Hauptausdrucksform seiner
(Geschichte.
Und bis in die aller-
BOSTON CORNERS
jüngste Vergangenheit war es die
Landschalt, die dem kanadischen
Menschen das Gepräge gab und nicht
der Mensch der Landschaft, Wenn
daher der kanadische Maler sich so
sehr mit der Landschaft beschäftigte
und innerhalb dieses Genres wiederum
vor allem mit der von Menschenhand
unbertihrten Landschaft, so ist dies
wohl nichts anderes als der Ausdruck
nationalen Erlebens in all seiner
Unmittelbarkeit, In kaum einer
anderen Kunstform ist der kanadische
Mensch so kanadisch, nicht nur in
der Wahl des Sujets, sondern im
Empfinden, wie in dieser einsamen
Zwiesprache zwischen Mensch und
Wildnis.
Die Erschhessung immer neuer
Gebiete zur Besiedlung, die rasch
fortschreitende Industrialisierung des
Landes mit all den damit verbundenen
sozialen Problemen, mag dies binnen
kurzem ändern, Die jüngsten Ausstel-
lungen brachten vielversprechende
Ansätze neuer Richtungen, Aber zur
vollen Reife ist kanadische Malerei
bisher doch vor allem in der Darstel-
lung der Szenerie unseres Landes
gelangt.,
In unserer Sonntagssendung am 10,
Juli werden wir dieses interessante
Thema kanadischer Kulturentwick-
lung näher erértern,
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