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Kanada Ruft Osterreich
Die Illustrationen unseres dies-
monatlichen Programmheftes sind
Montreal, Kanadas volkreichster
Stadt gewidmet.
Es ist kein Wunder, dass alljährlich
hunderttausende Amerikanische Tou-
risten unsere Stadt besuchen, ist sie
doch ungleich jeder anderen auf dem
nordamerikanischen Kontinent. Unter
anderem ist Montreal die zweitgrésste
franzôsisch sprechende Stadt der Welt,
kleiner nur als Paris. Sie ist auch
eine der ältesten Stadte des Konti-
nents. Der erste weisse Mann, der
den Boden der heutigen Stadt betrat,
war der franzôüsische Entdecker Jaques
Cartier, der im Jahre 1535 den St.
Lorenz Strom flussaufwärts segelte
und so die befestigte indianische
Niederlassung Hochelaga erreichte,
auf einer Insel gelegen, die vom
St. Lorenz und zwei Armen des
Ottawa Flusses gebildet ist. Heute
steht an Stelle des indianischen Forts
Montreals Hochschule englischer
Sprache, die McGill Universitat.
Es dauerte aber mehr als hundert
Jahre bis zur Griindung der ersten
weissen Niederlassung. Ein reli-
gidser Orden Frankreichs, die ‘Société
de Notre Dame de Montreal” wahlte
den Platz als den besten Punkt fiir
ihre Missionsarbeit unter den India-
nern. Am 18. Mai 1642 landeten hier
21 Pioniere unter der Fiihrung von
Paul Chomedy, Sieur de Maisonneuve
und errichteten einen Altar dort, wo
sich heute das Zollhaus befindet. Mehr
als hundert Jahre standiger indiani-
scher Uberfalle folgten. Aber trotz-
dem wuchs Montreal dank seiner
Bedeutung als Umschlageplatz des
reichen Pelzhandels.
Im siebenjahrigen Krieg wurde
Montreal von den Engländern erobert
und während des amerikanischen
Freiheitskrieges wurde es das Haupt-
quartier der amerikanischen Invasions-
armee. Hier stellte Benjamin Frank-
lin eine Druckerpress auf, um die
Franzôsisch-Kanadier zur Rebellion
Chateau de Ramezay in Montreal
Im Jahre 1705 als Residenz des Gouverneurs
von Montreal Claude de Ramezay gebaut, diente
das kleine Palais nach der Eroberung Neu-
Frankreichs bis 1849 als Sitz der englischen
General-Gouverneure der Britisch- Nordamerika-
nischen Kolonien. Heute enthält das Chateau
de Ramezay ein Museum und eine Galerie
historischer Portraits.
gegen England zu veranlassen. Dies
blieb vergeblich, führte aber zur
Gründung von Kanadas ältester
Tageszeitung in englischer Sprache,
der Montreal ‘Gazette’.
Seine reichhaltige Geschichte, die
Mischung franzésischer und englischer
Kulturelemente, seine Bauten des 17.
und 18. Jahrhunderts im Schatten
moderner Hochhäuser, geben Mont-
real einen eigentümlichen Reiz, der
noch dadurch erh6ht wird, dass sich
hier 1500 km vom Meere ein Binnen-
hafen befindet, den selbst die grôssten
Ozeanschiffe anlaufen kônnen. Ubri-
gens wurde in Montreal eine der
ersten Dampfschiffahrtslinien der
Welt erôffnet, als im Jahre 1809 des
Schiff ‘Accommodation’ den Strom-
verkehr auf dem St. Lorenz zwischen
Montreal und Quebec herstellte. Und
im Jahre 1853, genau zwanzig Jahre,
nachdem das kanadische Boot "Royal
William” als erstes Dampfschiff den
Atlantischen Ozean überquert hatte,
wurde Montreal mit der Erôffnung
einer Ozeanlinie zu einem Welthafen,
durch den Millionen Emigranten aus
der alten in die neue Welt strômten.
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