- Project Runeberg -  Das Erkenntnisproblem in Hegels Philosophie, die Erkenntniskritik als Metaphysik /
403

(1912) [MARC] Author: Adolf Phalén
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Das Erkenntnisproblem in Hegels Philosophie. 403
wird Achtung vor dem Sittengesetz als die einzige moralische
Triebfeder bezeichnet.^ Die Moralität wird wie bei Kant als Auto-
nomie, Selbstbestimmtheit des Willens im Handeln und damit als
gesetzesbestimmtes Handeln, Handeln gemäss einem Gesetz, das in
dem Bewusstsein selbst gegeben ist, gefasst, und als moralische
Person gehört der Mensch einer nicht empirischen, intelligiblen
Wirkhchkeit an. Hiermit wird also das Ich, der Wille, als selb-
ständig und als von Anderem bestimmt einander gegenübergestellt.^
Dieser Gegensatz ist ein Widerspruch, der eine Lösung fordert.
Giebt es einen selbstbestimmten Willen, einen Willen, der in dem
Handeln von in ihm selbst liegenden Gesetzen bestimmt ist, so ist
der Wille als solcher notwendig selbstbestimmt, und die Annahme
eines Willens, der nicht selbstbestimmt, sondern sinnlich affiziert
ist, ist ein Widerspruch. In dem selbstbestimmten Willen liegt ja
keine andere Bestimmtheit vor, als eben der Wille selbst. Hegel
wird auch zu dem Versuch getrieben, den Kantischen Dualismus
zu überwinden. Hierbei ist es jedoch wohl unsicher, welche Rolle
theoretische Motive gespielt haben.
In dem Manuskript, das von dem Herausgeber mit dem Titel
»Der Geist des Christentums und sein Schicksal» versehen worden
ist, ist der Kantische Standpunkt aufgegeben, und Hegel ist unter
Einwirkung von Schelling^ zu einem religiös mystischen Pantheis-
mus übergegangen. Er opponiert nun gegen den ethischen Duahs-
mus Kants. »Auf diese Art könnte man erwarten, dass Jesus
gegen die Positivität moralischer Gebote, gegen blosse Legalität
gearbeitet hätte, dass er gezeigt hätte, das Gesetzliche sei ein All-
gemeines, und seine ganze Verbindlichkeit liege in seiner Allge-
meinheit, weil einesteils jedes Sollen, jedes Gebotene zwar als ein
Fremdes sich ankündigt, anderenteils aber als Begriff (die Allge-
meinheit) ein Subjektives ist, wodurch es als Produkt einer mensch-
lichen Kraft, des Vermögens der Allgemeinheit, der Vernunft, seine
Positivität, Heteronomie verUert, und das Gebotene ’als’ in einer
Autonomie des menschlichen Willens gegründet sich darstellt. Durch
diesen Gang ist aber die Positivität nur zum Teil weggenommen;
und zwischen dem tungusischen Schamanen mit dem Kirche und
Staat regierenden europäischen Prälaten, oder dem Mogulitzen mit
dem Puritaner, und zwischen dem seinem Pflichtgebot Gehorchen-
^ S. 212.
2 S. 18, 205, 211—212.
Vergl. DiLTHEY, Die Jugendgeschichte Hegels, S. 47 f., 60 f.

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