Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - Das Rentier in Europa zu den Zeiten Alexanders und Cæsars
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an der Stelle sitzen, wo der Hirsch die seinigen hat, während das dritte Horn mitten
im Kopfe (in medio capitis) stehen, mit kurzen Zweigen versehen sein und zur Abwehr
gegen die Wölfe und andere Feinde dienen sollte. Wie erklärt sich dies?
Obgleich Olaus Magni von seiner Reise in Norrland in den Jahren 1518—1519 her
das Rentier sehr wohl kannte, beschreibt er das Tier jedoch nicht zunächst nach eigenen
Beobachtungen, sondern folgt in der Hauptsache der Darstellung von Albertus
Magnus aus dem dreizehnten Jahrhundert[1]. Dabei hat er aber den Text seines Vorbildes
in einer Weise verkürzt und geändert, dass das dort gut verständliche hier ganz unklar
geworden ist.
Albertus mag wohl ein Ren nie gesehen, muss aber eine ganz gute Beschreibung
oder Abbildung zur Verfügung gehabt haben. Am ehesten nach einer Abbildung, die
das Rentier von der Seite gesehen gezeigt haben dürfte, gibt er[2] dem Ren drei Reihen
von Hörnern und zwar in jeder Reihe zwei Hörner (tres ordines cornuum gerens in capite
et in quolibet habens duo cornua).
Auf diese Weise bekommt das Ren also alles in Allem sechs Hörner, nämlich, wie
Albertus weiter ausführt, hinten zwei grosse, die wie beim Edelhirsch sitzen und bis
zu 25 Zinken haben können — also die Hauptstangen —, dann mitten im Kopfe (in
medio capitis) zwei breite, die Damhirschschaufeln ähnlich sind — also die Eissprossen—,
und schliesslich auf der Stirn (in fronte) zwei nach vorne gerichtete,
knochenähnliche[3] Hörner — die Augensprossen.
Diese Hörnerfülle war unserm Olaus zu viel; er beschränkte die Zahl auf drei,
indem er die beiden Hauptstangen so behielt, aber sämmtliche Eis- und Augensprossen
zu einem einzigen Horn zusammenschlug, das er mitten im Kopfe anbrachte. In
guter Uebereinstimmung hiermit sind alle Abbildungen vom Ren auf seiner Carta marina
vom Jahre 1539, die das dritte Horn zwischen den beiden andern zeigen. Es
dient dieses Horn hier sogar sehr praktisch zur Befestigung des Zügels im Gespanne!
Dieselbe falsche Zeichnung findet man in Olai Historia auf zwei Bildern[4] wieder,
die der Carta marina entlehnt sind, während zwei neu hinzugefügte Bilder (S. 671 und
673) die Hörner ziemlich naturgetreu wiedergeben. Wer die Abbildungen in Olai Magni
Werken gezeichnet hat, weiss man nicht[5]; sie dürften wohl mit seiner Beihülfe in Venedig,
bezw. in Rom gemacht worden sein.
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