- Project Runeberg -  Mindeskrift i anledning af hundredaaret for Japetus Steenstrups fødsel / XIX. Das Rentier in Europa zu den Zeiten Alexanders und Cæesars /
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(1914) Author: Hector Jungersen, Eugen Warming
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Man rechnet, dass ein Mann 1 km. in 11 Minuten geht. Um’s Jahr 1150 herum dauerte
die Pilgerreise Paderborn—Mainz—Speyer—Strassburg—Basel, bei etwa 490 km.
Luftlinie, 10 Tage[1]. Der expeditus des Cæsar ist nicht mit Soldaten im Gliede,
sondern eher mit den Briefträgern auf dem Lande zu unserer Zeit zu vergleichen. Ein
paar Beispiele seien hier angeführt: im westlichen Schweden kommt die längste tägliche
Wanderung eines Briefträgers auf 43 km., im Norrland auf 48 km., dabei haben sie ja
aber ihre Geschäfte zu besorgen.

Was nun die Länge des herkynischen Waldes in west—östlicher Richtung betrifft,
gibt Cæsar an, dass man mit 60 Tagereisen noch lange nicht durchkam.

Die Länge würde darnach mindestens sieben mal so gross wie die Breite sein
(7 × 9 = 63). Legen wir auch hier eine Tagereise zu Grunde, deren Länge einer
Luftlinie von 50 km. entspricht, erhalten wir eine Gesammtlänge von 60 × 50 = 3000 km.
Von Speyer oder Mainz aus gerechnet, würde ein Weg von 3000 km. Länge in gerader
Linie, — ungefähr unter 50° n. Br. über
Krakow—Lemberg—Kijew—Woronesch—Saratow—, uns bis an die Ostgrenze des europäischen Russlands führen. Dies ist natürlich
nur ein Gedankenexperiment; aber man versteht vielleicht hiernach besser, dass Cæsar
den herkynischen Wald jedenfalls tief in Russland hinein sich fortsetzen lässt. Die
Strecke vom Rhein bis nach Lemberg wäre kaum noch die Hälfte der ganzen
Ausdehnung des Waldes, und man begreift, dass der Wald jenseits der Karpathen auf diese
Weise noch »mit den Ländern vieler Völker in Berührung kam«.

Cæsar hatte triftige Gründe, über die Verhältnisse in jenen Gegenden des Ostens
möglichst genaue Erkundigungen einzuziehen, denn er trug sich mit dem Plan, einen
Feldzug gegen die Parther zu unternehmen und nach deren Besiegung von dort am
Kaspischen See, dem Kaukasus und Schwarzen Meere vorüber durch ganz Skythien, die
Nachbarländer Germaniens
, Germanien selbst und Gallien nach Italien
zurückzukehren[2]. Wahrhaftig ein grossartiger Plan, der den Triumph des Pompeius[3]
verdunkeln konnte!

Beachtet man ferner, dass Cæsar das Ren (bos cervi figura) unmittelbar nachdem
er vom Ostende des herkynischen Waldes gesprochen, erwähnt, kann man nicht
umhin, an das Volk der blonden Budiner zu denken, bei denen nach Aristoteles und
Theophrast der Tarandos zu Hause war. Bos cervi figura ist nicht nur dasselbe Tier wie
Tarandos, sondern die Nachrichten von dessen Vorkommen gingen auch aus der gleichen
Gegend dem Aristoteles und dem Caesar zu. Im ganzen Altertum war das Rentier
nur aus dieser Gegend des östlichen Russlands bekannt.


[1] Kr. Kålund in Aarbøger for nord. Oldkyndighed 1913. S. 96—97.
[2] Plutarchos: Caius Julius Cæsar. Cap. 58. Plutarchi Vitæ. Rec. Doehner Vol. 2. Parisiis
1877. S. 877.
[3] Pompeius triumphierte nach mehrjährigem Kriege in Kleinasien im Jahre 61 v. Chr. über
den Mithridates, König vom pontisch-bosporanischen Reiche. Plinius: Nat. hist. VII, 98.

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