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die gleichen einander, wenn nicht gerade im Aeusseren,
so doch im Wesen und Sichgeben; sie könnten gut
Schwestern sein.Es geht ein kleines achtjähriges Dirndl
zwischen ihnen, und eine ist ihre Mutter; aber welche?
Sie könnten es gut beide sein, wie sie das Kind um-
hegen. Vor etwa zehn Jahren lebten die beiden auch
unter demselben Dach — aber als Herrin und Dienerin
in einem Palast in Petersburg! Sie sagten „Du" und
„gnädige Frau zu einander, und es war ein grösserer
Abstand zwischen ihnen, als zwischen dem Gutsbesit-
zer und seinem Jagdhund. Dann kam der Weltkrieg,
der Junker zog als Offizier an die Front, die Dienerin
ging heim insDorf zu ihrem Vater,einem altenBauern,
dessen Söhne alle im Felde waren. Der Zusammen-
bruch an der Front kam und die Revolution; der
Gutsbesitzer fiel, bei einem ihrer ersten schwachen
Wellenschläge, von der Kugel eines russischen Bauern.
Wie eineSturmflut ging die Revolution hin über Russ-
land, alles durcheinander wirbelnd; auf ihren aufge-
rührten Wogen tanzten Schicksale hin und her, gingen
unter oder wurden in einer abgelegenen Bucht an Land
gespült, weit entfernt vom Ausgangspunkt. So fanden
die beiden hier einander 1918, als zwei Menschen,
schlecht und recht. Alles, was zwischen ihnen gewesen
war, hatte die Sturmflut weggewaschen. Sie zogen zu-
sammen und wurden Freundinnen; und wenn sie mit-
einander gehen, kann keiner sagen, wer von ihnen
früher Herrin, wer Dienerin war. Die Revolution hat
jede von ihnen aus ihrem Erdreich herausgehoben und
in ein gemeinsames verpflanzt — das menschliche.
Mit einem eigenen Gefühl gehe ich über russischen
Grund ein Gefühl von Neugeborensein im Verhält-
nis zur Umgebung. Die Erde brennt sozusagen unter
mir; ich kann nicht zur Ruhe kommen, selbst das win-
zigste kleine Ding ist aus seiner Selbstverständlichkeit
herausgetreten und verlangt nach neuer Würdigung.
Alles und jedes redet zu mir, als sähe ich es zum ersten-
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