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richten. Dann geht es in vollem Lauf die 2—3 Kilo-
meter heim — und her über die Bücher. Ehe sie gegen
4 Uhr morgens zur Ruhe geht, schnürt sie einen Bind-
faden um die grosse Zehe und befestigt das andere
Ende draussen an der Entreetür. Wenn nun die Mit-
bewohner auf Arbeit gehen, fühlt sie ein eigentüm-
liches Reissen in ihrer grossen Zehe und fährt aus
dem Bett. „Ich bin eine so fürchterliche Schlafratze,
sagt sie erklärend. „Und die andern wollen mich nicht
aufwecken; sie bringen es nicht übers Herz, sagen siel"
Sie hat, wie gesagt, noch ihre roten ländlichenWangen,
aber der Gesundheitsrat hat dennoch beschlossen,
dass sie drei Monate Ferien nehmen und sich in eines
der Erholungsheime begeben soll. Anstatt dessen
ist sie ganz in die Fabrik übergesiedelt, hat sich auf
einer Bank eingerichtet und leitet ausser dem Unter-
richt nun audi noch die Vorbereitungen zu einer
Theatervorstellung, die die Fabrikarbeiter anlässlich
der fünften Wiederkehr des Revolutionstages geben
wollen.
Eines Abends holt sie uns — eine kleine Gesell-
schaft von vier Personen — zu einem Besuch in der
Fabrik ab. Ob sie nun ein Ding gedreht hat, um bei
ihrem Unterricht von Zuhörern verschont zu bleiben
unterwegs teilt sie uns mit, dass kein Unterricht statt-
findet, da die Arbeiter ihre halbmonatliche Plenar-
versammlung haben sollen, in der alle ihre eigenen
Angelegenheiten in der Fabrik besprochen werden
und Stellung zu den politischen und wirtschaftlichen
Tagesfragen genommen wird. Wir werden den lausch
nicht bereuen, sagt sie lachend.
Wir sind zur festgesetzten Zeit da, was in Russland
in der Regel besagen will: eine Stunde zu früh. Im
allgemeinen steht der Russe in Bezug auf Pünktlich-
keit noch auf demselben Standpunkt, auf dem der
Westeuropäer stand, ehe der Zug, die Maschine, die
moderne Industrie,ihn Genauigkeit gelehrt hatten. Ein
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