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2 1 o
R. RE1TZENSTEIN
wies er dem Adler den finsteren Raum zum Aufenthalte
an. Der Adler jedoch beschloss sich in den lichten
Raum zu Gott zu begeben. Deshalb entstand zwischen
beiden ein Kampf, in welchem Gott siegte und den
Adler zerriss. Aus dessen Blut entstand das blaue
Meer, sein Leichnam löste sich darin in Schlamm auf.
In seinem Innern barg er (?) ein grosses Ei, das Gott zerschlug
und in zwei Hälften teilte; in der einen war eine schwarze, in der
anderen eine weisse klebrige Masse. Gott warf die beiden
Eierschalen von sich; die eine flog nach oben und bildete das Gewölbe
des Himmels, die andere fiel in das Meer. Der vom Leichnam
des Adlers herrührende Schlamm sammelte sich darin
und ward zur Erde. Aus der weissen Masse bildete Gott gute
Geister oder Engel, aus der schwarzen böse Geister oder Teufel.»
Die Quelle des Zigadenos machte den Satan zum ältesten Sohne
Gottes; nach Joh. i, i musste er daher der Logos sein. Dass der
Böse sich die Finsternis wählte, berichten die ältesten Gathas; eine
Erinnerung an Genesis i lässt den Urgott sie vom Lichte scheiden.
Die Gestalt des Teufels könnte rein manichäisch sein (vgl. oben S.
147, 3), könnte aber auch einer Rückwirkung des Nordens auf die
Ost-see-Slaven entstammen; dort wohnt ja ausserhalb der Lichtwelt der
Riese im Adlerkleid Hräsvelg (der Leichenschlinger), von dessen
Flügeln die Winde ausgehen (Wafthrudnirlied 37).1 Jedenfalls
ist manichäischer Einfluss auf die Letten sicher. Denn die
Entstehung des Kosmos aus den Leibern der erschlagenen Archonten
des Bösen oder aus dem Leibe des vornehmsten von ihnen Kund
(im Avesta Vend. XIX, 41; XI, 9, 12 Kund!) ist, so wenig dieser
Mythos zu den Berichten vom Endkampfe passt, eine Grundlehre
des Manichäismus.2
1 Ich vermag nicht zu erklären, wie hiermit die Angabe in dem
Sängerstreit auf der Wartburg zusammenhängt: »Altissimus Luciferum geworht hat
üz vier winden; er gab im aquilones art mé danne dekeines; davon er höhvertig
wart» (Simrock, Der Wartburg-Krieg 81,7). Eine theologische Quelle wird
zu Grunde liegen.
2 So bei Theodor bar Khoni, Epiphanios, Johannes Damascenus,
Augustin, in den Abschwörungsformeln und von orientalischen Quellen, wie es
scheint, im Eingang des oben (S. 137) erwähnten türkischen Fragmentes
und in der parsischen Streitschrift Skand-Gumänlg-Vizär. Die Stellen bietet
Cumont, Recherches sur le Manichéisme I (1908), p. 25, vgl. auch H. Junker,
Ueber iranische Quellen der hellenistischen Aion-Vorstellung, Vorträge der
Bibliothek Warburg I, 1923, S. 139.
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