Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - II. Granskningar och anmälningar - Joseph Lortz, Die Reformation in Deutschland, I—II (Professor H. v. Campenhausen)
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granskningar och anmälningar
und die geringe Beachtung der »Schwärmer» wird man trotzdem bedauern
müssen, mögen diese auch »ohne Luther garnicht denkbar» sein.
Das ganze Werk ist so angelegt, dass der I. Band zunächst als »I.
Teil» die »Voraussetzungen» der Reformation und als »erstes Buch» des
»II. Teils» (der alles übrige umfasst) die »neue religiöse Gestaltung»
bringt, d.h. die Geschichte Luthers und der lutherischen Reformation
bis 1525. Der zweite Band schildert »die neue politische und
kirchenpolitische Gestaltung» (das »politisch-konfessionelle Prinzip»), den Zerfall
und die Erneuerung des katholischen Lebens und endlich, sehr kurz,
»die Entscheidung durch den politisch-militärischen Machtkampf». Das
Werk schliesst mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555. — Die
Darstellung der eigentlich politischen und kirchenpolitischen
Entwicklung schöpft Zugestandenermassen vielfach aus zweiter Hand und bringt
am wenigsten selbständig Wichtiges. Auch kleine Fehler und
Schiefheiten begegnen. Die Bedeutung der Säkularisation als weltliches Motiv
für die Ausbreitung der Reformation wird stark, ja wohl etwas zu stark
betont. Fesselnd ist die liebevolle, an Brandi angelehnte Schilderung
Karls V., der als der eigentliche katholische Gegenspieler Luthers
erscheint. Eine besondere Hervorhebung verdient das »dritte Buch»
mit seiner Schilderung der sich behauptende katholischen »Inseln» im
Meer der Reformation, des beginnenden Wiederaufbaus mitten im
fortschreitenden Verfall, der Kontroverstheologie und der
Unionsbestrebungen. Die Schilderung eines Eck, Cochläus, Emser und vor allem
Witzeis und Schatzgeyers ist vorzüglich gelungen und bringt auch dem
Fachmann Gewinn und Belehrung. Dabei kann man im allgemeinen
nicht sagen, dass der Verf. zu sehr idealisiert hätte. Das Ungenügen
der katholischen Abwehr, die Mattheit, Sicherheit und
Verständnis-losigkeit der Verteidigung, vor allem das schmerzhafte Fehlen wirklich
überragender Persönlichkeiten wird mit aller Deutlichkeit
hervorgehoben. In der Beurteilung der jesuitischen Anfänge und in der Auffassung
des Tridentinums werden natürlich evangelische Leser vielfach anderer
Meinung sein.
Grundsätzlich ist natürlich der erste Band mit seiner Darstellung
des späten Mittelalters und der Anfänge Luthers von besonderer Be-,
deutung. Gerade die Erörterung der »Voraussetzungen» und »Ursachen»
der Reformation’ erscheint mir ganz ausgezeichnet. Wie konnte es zu
der ungeheueren Krise und Spaltung der Kirche überhaupt kommen?
Das gilt es zunächst klar zu machen, mag die revolutionäre Tat Luthers
selbst auch immer etwas Unableitbares und für die weitere
Entwicklung Mabgebendes bleiben. Entscheidend ist die weitgehende
Auflösung der »Grundprinzipien und Grundgestaltungen», die das Mittelalter
getragen hatten. Die katholische Einheit war schon längst an mehr als
einem Punkte erschüttert und gesprungen, die weltlich-politische
Lebenssphäre »entsakralisiert» und die Kirche umgekehrt in einer
unchristlichen Weise vom Laientum zurückgezogen und »klerikalisiert».
Zwar fehlt es nicht an echtem, gläubig-katholischem Leben, aber die
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