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(1916) [MARC] Author: Sven Hedin - Tema: Russia, War
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Über Ossowiec nach Suwalki

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Tages und benutzte dazu die Mithilfe der Gefangenen. Auf dem
Speisezettel stand diesmal Erbssuppe mit Fleisch und Kartoffeln. Die
Zubereitung war ebenso nahrhaft wie wohlschmeckend, und die Russen
erklärten sich höchst zufrieden. In den Zeitungen der Entente liest man
oft, die russischen Gefangenen lebten in Deutschland unter der
Hungergrenze. Wer solche Gerüchte verbreitet, hat niemals einen russischen
Gefangenen, noch weniger seine Kost gesehen. Schlechte und unzureichende
Kost gibt einen guten Nährboden für verheerende Seuchen in Lagern,
wo hungrige Menschen zusammengehäuft sind. Die Deutschen sind viel
zu klug und zu vorsichtig, um durch unhygienische Behandlung ihrer
Kriegsgefangenen die Teufel der Cholera und des Typhus in ihrem Land
zu entfesseln. Die Gesundheit der fremden wird ebenso genau
überwacht wie die der eigenen Truppen, nicht bloß deswegen, weil die
Deutschen keine Barbaren, Hunnen oder Boches sind, sondern weil so etwas
in ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse liegt.

In der Kirche von Suwalki herrschte jetzt deutsche Ordnung und
Organisation. Die Russen wurden zugweise herauskommandiert und
mußten reihenweise an den Kesseln vorübermarschieren, neben denen sie,
einer nach dem andern, ihre Suppenschüsseln hinhielten, die ihnen aus
der Kelle des Kochs gefüllt wurden. Dann ging die Schar wieder in
die Kirche zurück und nahm in Gruppen an den Wänden und Säulen
Platz. Wetterhart und gebräunt waren diese Söhne der Steppe, und
prächtig nahmen sie sich aus im roten Schein der Feuer. Sie gingen
stumm, still und geduldig ihren Gang zu den Fleischkesseln, sie zankten
sich nicht, sie stießen sich nicht, sie warteten ruhig, bis sie an die Reihe
kamen, und begriffen, daß es nicht schneller gehen konnte. Es war hier
auf alle Fälle friedlicher als in den Schützengräben, wo von den russischen
Soldaten noch etwas mehr Geduld verlangt wurde. Dort wartete man
auf den Tod, hier auf die warme Suppe!

Hunderte von Gefangenen hatten schon ihr Mahl verzehrt, die
übriggebliebenen Brotstücke in ihre Provianttaschen gepackt und saßen nun da
und plauderten, rauchten Zigaretten oder richteten ihr mehr als einfaches
Nachtlager auf dem Steinboden her. Eine wunderliche Stimmung
herrschte in dieser Kirche, wo stumme und feierliche Heiligenbilder auf
die Soldaten herabsahen und die schimmernde Vergoldung der Ikonostasis

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