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Ostpreußen und Belgien. 85
lateinischer und englischer Seite und entbehren aller Beweiskraft. Man
hat sih nicht einmal gescheut, falsche oder unrichtig übersetzte Dokumente
vorzulegen, um Beweise für die deutsche Barbarei zu erhalten! Sogar
Gelehrte haben ihre Ehre dadurch befle>t, daß sie gefallenen Deutscheu
abgenommene Briefe in solcher Absicht verstümmelten und fälschten.
Grausamkeit gegen den Besiegten widerstreitet aber durchaus der Gesin-
nung und der Natur der Germanen.
Wie verhielt es si<h nun mit dem Einbruch der Russen in Oft-
prcußen? Auf dem Tish vor mix liegt ein ganzer Haufen beschworener
Dokumente in Abschrift. Es sind die Protokolle über die Verhöre der-
jenigen, die von den losgelassenen Kosaken gequält und geschändet wurden.
Ich habe sie von neuem durchgelesen und gefunden: die allermeisten sind
derart, daß sie niht im Druc wiedergegeben werden können!
Sie strotzen von einem furchtbaren Realismus und schildern Gräßlich-
keiten bis in die kleinste Einzelheit. Zolas „La terre““ ist ein Kinder-
buh im Vergleich mit diesen Dokumenten. Ich muß daher von Aus-
zügen aus dieser Sammlung absehen und will nur das wiedergeben, was
ih mit eigenen Augen geschen oder aus erster Hand erfahren habe, ob-
wohl ih auch hier die Nerven meiuer Leser shonen muß. Was ich gesehen
habe, genügt an und für sih durchaus, um von der russischen Jnvasion
einen Begriff zu geben.
Leider gibt es unwiderlegliche Zeugnisse dafür, daß höhere russische
Behörden nicht von den Sitten und Gebräuchen Jwans des Schre-
lichen und Peters des Großen abgewichen sind! Ich sah z. B. einen
Auszug aus einer Order des dem XX. Armeekorps angehörenden 113. Jn-
fanterieregiments, in der es heißt: „Auf höchsten Befchl wird die ge-
naue Ausführung der Worte des Oberbefehlshabers in Erinnerung ge-
bracht, daß beim Angriff alle männlichen Orts8einwohner arbeitsfähigen
Alters vom zehnten Jahr an vor die Front zu treiben sind.“ Wenn
ih das bei meinem Aufenthalt in Ostpreußen nicht selbst gelesen hätte,
würde ih niemals an die Möglichkeit einer solhen Schurkerei geglaubt
haben. Ebenso hat die Vernichtung des Eigentums, besonders beim Rückzug,
offensichtli<h auf Grund bestimmter Befchle stattgefunden. Daß die
Nussen in dieser Hinsicht nicht allzu weichherzig sind, das haben sie im
späteren Verlauf des Krieges durch die Verwüstung ihres eigenen Landes
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