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Die Russen in Ostpreußen. 93
der Kirche: ein elsässisher Landsturmmann, ein Küster, war als einer
der ersten in die Stadt gedrungen und auf den Orgelchor geeilt, um fo
seine Kameraden willkommen zu heißen.
Das Kafsino der deutschen Offiziere war verwüstet, nicht verbrannt,
aber seiner Möbel, Kronleuchter, Bilder usw. beraubt. Hier wie in
andern ostpreußischen Orten hatte man selten die Bilder Kaiser Wil-
helms I. und Bismars angerührt; sie hingen im Gegenteil fast immer
an ihren Pläßen, wie eine Art Demonstration. Das Bild des jetzigen
Kaisers war dagegen immer zerschlagen oder zerrisscn, oder, wenn es
noch vorhanden war, dann waren die Augen ausgestochen!
Das Wasserwerk der Stadt war zerstört, wahrscheinlih beim Ab-
zug. Eine große mit Dieselmotoren verschene Waschanstalt war in die
Luft gesprengt. Dagegen hatten die Moskowiter eine Banja errichtet,
d. h. eine Badestube nah russishem Muster. Die Brauerei Schulz
war in die Luft gesprengt, um die Nüchternheit der Soldatesfa zu
fördern.
Von den 450 Häusern der Stadt waren 150 nicdergebrannt, alle
übrigen geplündert und zum größten Teil zerstört. Die meisten Untaten
scheinen während des zweiten Nussenbesuches begangen worden zu sein.
Als die Feinde in Goldap eindrangen, begab sich der Landrat des Kreises
zum Kommandanten und bat ihn, die Stadt zu shonen. Der Russe
versicherte auf Ehrenwort, alles werde unberührt bleiben. Jn derselben
Nacht brannte schon ein Kaserueugebäude nieder! Der Landrat ging
wieder zum Kommandanten, der erklärte, das Feuer sei durh eine Un-
vorsichtigkeit entstanden. In der nächsten Nacht brannten zwei Häuser!
Wieder eilte der Landrat zu dem russishen Befchlshaber, der nun die
Schuld auf einen Irrtum {hob und versicherte, daß er größere Achtsam-
keit befohlen habe. Am Abend stand wieder ein Haus in hellen Flammen!
Der Landrat fand si< abermals beim Kommandanten ein und sagte
diplomatish: „Es ist ja Ihre Absicht, in Goldap für immer zu bleiben.
Sie haben unsre Stadt und das Land hier in der Umgegend erobert,
um es zu behalten. Alles gehört ja Ihnen nah dem Recht des Er-
oberers. Weshalb zerstören Sie da Ihr Eigentum?“ Der Komman-
dant war verblüfft und ricf: „Sie haben vollkommen recht, hier darf
nichts mehr verbrannt werden.“ Er mußte indessen seine Mcinung
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