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(1916) [MARC] Author: Sven Hedin - Tema: Russia, War
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 10. Die Russen in Ostpreußen

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Die Russen in Ostpreußen. 99

Bevölkerung hatte so viel Schre>kliches von Mordbrennereci und Brutali-
tät gehört, daß sie, verstört und von Entseßen gelähmt, gar nicht dazu
fam, sih zur Wehr zu seen. Man konnte froh sein, wenn man am
Leben blieb, wo unschuldige Vürger niedergesäbelt und Frauen erschossen
wurden. Ein siebenjähriges Mädchen wurde geschändet. Eine Frau,
die einem Soldaten einen Becher Wasser reichte, wurde von einem andern
in den Unterleib geschossen. Ein Mann namens Jonigkeit kam von
seinem Dorf nah Stallupönen geradelt, als er von einer russischen
Patrouille eingeholt und ohne Veranlassung so übel mißhandelt wurde,
daß er bald darauf in einem Lazarett starb. Ein Gärtner Schmidtke
war Mitglied einer Schütengesellschaft und hatte sein Gewehr in einem
Zimmer seiner Villa hängen. Das Vorhandensein des Gewehrs gab
genügenden Anlaß zu der Behauptung, aus dem Hause sei geschossen
worden. Schmidtke war indessen nicht daheim, und es war wenig wahr-
scheinlich, daß die alte Frau, die sih in der Villa aufhielt, einen Schuß
abgefeuert habe. Von der Kommandantur erging jedoch der Befehl, das
Haus dem Erdboden gleihzumachen. Die Soldaten, die die Zerstörung
besorgen sollten, hatten in diesem Fall ein besseres Herz als der Kom-
mandant; sie legten den Brand so an, daß die Frau das Feuer
löschen konnte.

Jch besichtigte mehrere Häujer Stallupönens. Es ist shwer zu be-
hreiben und shwer sih einen Begriff davon zu machen, wie es dort
aussah. In einem gutbürgerlichen Heim hatte die Zerstörungslust der-
art gerast, daß eine fußhohe Lage von Trümmern den Boden bede>te
und nicht ein einziges Möbel ganz geblieben war. Tische und Stühle
waren in Stücke zerschlagen. Von den Sofas hatte man erst die Über-
züge weggerissen, dann die Polsterung zerfetzt und endlich das Holzgerippe
zerha>t. Von den Bücherbrettern war jedes Buch herausgenommen und
Blatt für Blatt zerrissen. Noten, Rechnungsbücher, Privatbriefe,
Familienbilder, Oldrue, Decken, Porzellan, Gläser, Lampen, Kronu-
leuchter, alles war zertrümmert, und man mußte sih vorsehen, wenn man auf
diese unentwirrbaren Schutthaufen trat. Es war kaum zu fassen, daß
niht Granaten, sondern Menschenhände diese Verwüstung vollbracht hatten.

In einem andern Heim bemühte sih eine ältere Dame, Lumpen
und Feten zusammenzulesen. Sie war bei Ankunft der Russen nach

MES

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