Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 12. Wie die Russen in Memel hausten
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126 Zwölftes Kapitel.
mehr alles verloren hatten. Die die Verantwortung dafür tragen,
sißen in Petersburg an grünen Tischen in prächtigen Sälen, von deren
Wänden die Bildnisse Zar Peters und seiner Nachfolger auf sie
herabsechen. Aber auch für sie wird einmal die Stunde der Vergeltung
lagen!
Man hatte uns geraten, die Waffen bereitzuhalten, denn in der
Dunkelheit könnten sih russishe Patrouillen bis an die Landstraße
heranwagen. Die Fahrt verlief jedo<h ruhig, und vergebens warfen
wir von Zeit zu Zeit spähende Bli>ke nah dem Wald im Westen.
Abends waren wir in Tilsit und brachten die Naht im „König-
lichen Hof“ zu. Er hatte früher „Hôtel de Russie“ geheißen. Als
die Russen kamen und erfuhren, daß der Name geändert worden war,
befahlen sie, den Namen „Hôtel de Russie“ wieder anzubringen; Un-
gehorsam werde mit Todesstrafe geahndet. Nun standen sie abermals
nur 20 Kilometer von Tilsit entfernt, um Laugszargen an der Grenze
wurde gekämpft, und das Hotel hieß wieder „Königlicher Hof“.
Am 30. Dezember 1912 war Rennenkampf in Tilsit gewesen, um
der Erinnerungsfeier an die Konvention von Tauroggen beizuwohnen,
die vor hundert Jahren zwischen dem preußishen General Yor> und
dem russischen General Diebitsh geschlossen und dur die das preußische
Heer für neutral erklärt worden war; 1912 hatte man ein Yor>-
Denkmal dort errichtet. Jetzt, 1915, kämpften Preußen und Russen
um Tauroggen, das schließli<h von den Deutschen erobert und zur
Strafe für den Einfall in Memel zusammengeschossen wurde.
Während des jetzigen Krieges waren die Russen kurze Zeit Herren
von Tilsit. Am 12. September 1914 mußten sie es nah Straßen-
fämpfen wieder räumen, und am 13. wurden sic nördlih der Stadt
zurügeshlagen. Sie verloren über 4000 Gefangene, darunter einen
General, sowie Maschinengewehre und Kanonen.
Che die Russen Tilsit eroberten, hatten die militärishe und die
Zivilbehörde der Stadt darüber beraten, ob nicht die prächtigen Brücken
über den Memel und seine Nebenflüsse zerstört werden sollten. Ober-
bürgermeister Pohl trat für ihre Erhaltung ein, und man schob die
Sprengung so lange hinaus, bis es zu spät war. Die russische Heeres-
leitung war höchst erstaunt, sie wohlbehalten vorzufinden, und stellte
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