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Wie die Russen in Memel hausten. 125
Betreiben überall, auh in Schweden, verteilt werden. Trobdem ein For-
scher wie Professor Joseph Bédier von deutsher Seite Punkt für Punkt
widerlegt worden ist, und auh ein hervorragender \{<wedischer Historiker
ihn seiner Wissenschaftlichkeit entkleidet hat, wird er auf der andern Seite
denno<h zu den unangreifbaren Zeugen gere<hnet — vermutlih im
Namen der heiligen Neutralität! Weshalb werden überhaupt in neu-
tralen Ländern solche Schriften veröffentlicht? Glaubt jemand, daß es
aus\ließli<h aus Zorn über Verbrechen geschieht, an deren Wahrheit
man nicht zweifelt? Nein, durchaus niht. Denn handelte der Heraus-
geber nux im Namen der Wahrheit und des Rechtes, dann würde er
wohl auch das Bedürfnis haben, in derselben Ausdehnung die in Ost-
preußen begangenen Verbrechen der öffentlichen Meinung vorzulegen.
Davor aber hütet man si<h wohlweislih, da die ganze Geschäftigkeit
politische, nicht sittlihe Gründe hat. Ein Bericht über die Verwüstungen
und Gewalttaten, die die Kosaken in Ostpreußen begangen haben, würde
ja den fkindlihen Glauben an Rußlands hohe Kultur ins Wauken
bringen, und Rußland braucht, wie wix wissen, jede Unterstützung, die
es bekommen fann. Daher das ewige Ausgraben und Wiederholen un-
bewiesener deutscher Grausamkeiten. Es ist eigentümlich, daß man seine
Schwäche niht merkt! Der Starke, der siegt, braucht solche Mittel
niht. Er erringt dur<h seine Taten die Bewunderung der Welt und
fann es verachten, mit leeren Worten um ihr Mitleid zu werben. —
Um 4 Uhr nachmittags brachen wir von Memel wieder auf. Auf
einer Straße beseitigten russishe Gefangene den Schneeshmutz; die
Bürger betrachteten sie mit gemischten Gefühlen, aber niemand belästigte
sie, und kein Schimpfwort wurde gegen diese Männer ausgestoßen, die
im ersten Akt Räuber gewesen waren.
Bei Althof war eine andere Schar von Gefangenen damit be-
schäftigt, ihren gefallenen Kameraden ein Massengrab zu schaufeln.
Bleich und s\tarr, mit blutigen Stirnen, lagen die Gefallenen auf-
einander, die entblößten Köpfe alle nah einer Seite gerichtet. Sie
\hliefen den langen shweren Todesschlaf und sollten nun ohne Priester,
unbeweint, der fremden Erde übergeben werden, die sie als Straßen-
räuber und Frauenschänder betreten hatten. Auch sie waren Opser
dieses unheimlichen Krieges , in dem sie nihts gewinnen konnten, viel-
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