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446 Fünfunddreißigstes Kapitel.
Aufbruch der Nussen war so schnell geschehen, daß sie die Droschkenpferde
niht mehr hatten mitnehmen können.
Von Stunde zu Stunde wurde es auf den Straßen lebhafter.
eue Truppen kamen, neue Automobile mit s{warzweißrotem Wimpel
rasten vorüber. Zuweilen hörte man Flintenshüsse, und Kugeln klatschten
gegen die Häuser. Die in Praga zurückgelassene russishe Nachhut hatte
die Aufgabe, die Deutschen zu beunruhigen und solange wie mögli<h am
Übergang über die Weichsel zu hindern.
Die Bewohner der polnischen Hauptstadt kümmerten sih aber nicht
im geringsten darum. Zwar hatte man mehrere verwundete Zivilisten
auf Bahren fortgetragen, einige waren auch getötet worden; aber
der Straßenverkchr erlitt dadur<h keinen Abbru<h. Ex nahm eher zu.
Da sah man elegante polnische Edelleute, sah s{<hwarzbraune Juden, die
den deutshen Soldaten freundlih zulächelten, sah ganze Familien, sogar
Dienstmädchen mit Kinderwagen und nicht zum wenigsten junge Mädchen
in weißen Sommerkleidern und Hüten nah der neuesten Mode. Die
prächtigen Großstadtstraßen mit ihren schattigen Baumreihen, die öffent-
lichen Gebäude, Museen, Klöster, Gartenanlagen und Schlösser strahlten
üppig und prunkend in der Sommersonne.
Ein Jahr und einige Tage hatte der Krieg die alten Mauern
Warschaus umtobt. Nun hatte die Stunde der Befreiung geschlagen.
Von Not und Elend war nichts zu bemerken. Nur die Bahnhöfe,
Lagerhäuser und Kasernen waren zerstört. Getreide, gemahlenes und
ungemahlenes, und andere Vorräte, die niht mehr fortgeschafft werden
fonnten, hatten die Nussen bei ihrem Abzug verbrannt und si<h dadurch
in letzter Stunde so verhaßt gemacht, daß nunmehr die Deutschen mit
zurücfhaltender, aber deutlicher Freundlichkeit aufgenommen wurden, weit
freundlicher als in Lodz, wo die Industrie unter dem Krieg {wer ge-
litten hatte und viele Arbeiter brotlos geworden waren.
In der Hauptgeschäftsstraße Warschaus, Nowy-Swiat (Neue Welt),
promenierte die feine Welt. Der zwischen Nowy - Swiat und der
Weichsel gelegene Teil der Jerusalemer Allee, der nah Praga jenseits
der Weichsel zu ganz offen liegt, war unter Infanteriefeuer und deswegen
durch cine Postenkette gesperrt. An der Kreuzung der beiden Straßen
waren also die Spaziergänger jeden Augenbli> in Lebensgefahr. Aber sic
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