Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VI. Die entstehung des prophetenkultus - 5. Das persönich-mystische verhältnis zum propheten
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Die enstehiiDg des prophetenkiiltus
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die Schilderungen von der gnade, die der prophet vermittelt,
erwacht dem adepten das verlangen, hinfort von der abhängigkeit
von dem sejhe frei zu werden, um nur der jünger des propheten
zu sein. Deshalb fordert er ihn auf, ihm die weihe zu erteilen.
Da die geistige Übermacht des sejhes dem murid zu stark wird,
flüchtet er sich in das geistige wesen des propheten und wird
frei.1
Recht verständlich wird die hier besprochene Vorstellung erst,
wenn man sie mit verwandten anschaungen in der mönchsmystik
vergleicht. In den mysterienreligionen ist es eben das schauen
der gottheit, der den geweihten zum Gott macht und seine volle
geistige Selbständigkeit begründet. Die Offenbarung macht frei.3
Auch in der christlichen mystik gehört die vision des Herrn mit
dem empfangen der heiligsten weihe, »die Versiegelung des siegels»
zusammen. Dem könig Gundafor und seinem bruder erschien
nachdem sie gesiegelt waren, der Herr als »ein jüngling, der eine
brennende lampe trug, dass auch die anderen lampen durch
die ausstrahlung ihres lichtes verdunkelt wurden» (Thomasakten
c. 27).3 Das schauen des Herrn in der vision macht den mönch
zum selbständigen pneumatiker, er entzieht sich von da an der
ver-mittelung der priester und lehrer. In der historia Lausiaca hören
wir von einem solchen vorgeblichen pneumatiker, der sich über
seinen lehrer erhebt und sagt: Deine lehren trügen, man soll keinen
anderen lehrer haben als Christus. Christus hat ihn also selbst
offenbar in einer vision belehrt.4 Dieselbe bedeutung hat auch
die behaptung des ’Ibrahim al-Dasüq, dass der gesandte Gottes
sein sejh sei.
Die traumoffenbarungen haben indessen nicht immer die
Sehnsucht der frommen nach dem persönlichen Umgang mit dem
propheten befriedigen können. Manche behaupteten ihn auch im
wachen sehen zu können. Solcher erfahrungen rühmte sich
Muhammed b. 5Abi Gamra, was ihm die Verfolgung der orthodoxen
zuzog.5 Ja, Äbü-l-Hasan al-Sädili konnte sogar sagen: . Wenn
der prophet nur einen einzigen augenblick mir verborgen wäre
(lau hugiba canni al-nabi u. s. w.), würde ich mich nicht als einen
1 Nicholson, The mystics of Islam 144.
2 Reitzenstein, Die hellenistischen mysterienreligionen, 38, 20 u. s. w.
3 Henneke, Neutestamentliche apokryphen 490.
4 Reitzenstein, Historia Monachorum 193 f.
5 Laivciqih al-anwär I, 213 vgl. 20.
6 Uber ihn und den von ihm gestifteten orden vgl. Depont et
Coppo-lani, Les confreries religieuses musulmans 444 ff.
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