Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - II. Amos. Der Hirte als Prophet
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— 8 —
Ich fühlte die derben Fäuste, die mich gepackt, ich hörte
das Hohngelächter aus hunderten von Kehlen, ein böses,
vergiftetes Lachen, in dem alle Gemeinheit und alle
Niedrigkeit gesammelt waren, ein Lachen, das ich nie
mehr vergessen kann, das mir folgen wird auf allen
meinen Wegen und noch in der T’odesstunde in meinen
Ohren tönen wird.
Ich erinnere mich nicht mehr all der Worte, die
meinem Munde entströmten. Doch ich weiß, daß ich
dort stand wie ein Ankläger: einer gegen alle, ein Fremd-
ling, von Feinden umgeben. Als ich diese Menschen vor
mir sah, diese übersättigten und noch in ihrer Sattheit
hungrigen Menschen, da empfand ich es deutlicher als
je: sie und ich — wir sind zwei verschiedene Welten.
Ich bin Landmensch und sie sind Stadtmenschen. Welch
ein Abgrund zwischen Stadt und Land! Ich bin Gottes
Kind, an die Scholle gebunden, ich lebe mein Leben im
sonnigen Vaterhause, unter freiem Himmel, im Schoße
der Mutter Erde, zusammen mit Tier und Baum und
Blume. Ich besitze nicht viel, aber ich brauche noch
weniger. Ich bin nicht arm und nicht reich: ich bin ge-
borgen. Ich leide keine Not, ich bin ruhig und zufrieden.
Ich habe es nicht nötig, mich an dem Rechte meiner
Mitmenschen zu vergreifen; ich brauche nicht zu
lügen und zu fälschen und meine Seele zu besudeln. Sie
hingegen sind verlorene Söhne Gottes. Sie sind aus dem
Vaterhause fortgelaufen. Gottes Sonne leuchtet nicht
über ihren Häuptern und der Himmel lacht ihnen nicht
entgegen. Sie raffen an sich soviel sie können. Sie er-
sinnen künstliche Bedürfnisse, neue mit jedem Tag,
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