Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - II. Das schwedische Volk - 3. Volkscharakter und soziale Verhältnisse. Von [G. Sundbärg] J. Asproth - Stände und Klassen. Von P. Fahlbeck
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überwiegend in die Hände der Bauerngutsbesitzer, so dass man hier
gegenwärtig von einer »Grossmachtszeit der Bauern» sprechen könnte. Das
Eigenartigste dabei ist, dass die schwedischen Bauern diese Macht selbst
ausüben, nicht durch Vertrauensmänner aus anderen Klassen. Im
schwedischen Reichstag sitzen nämlich mehr als 100 Bauern — eine Tatsache,
zu der es ein Seitenstück nur in Norwegen und Dänemark gibt, und auch
dort nicht in so grossem Massstabe wie in Schweden. Durch die letzte
Reform der Volksvertretung von 1909 ist jedoch die herrschende Stellung,
die die Bauern seit 1866 im Reichstage einnahmen, sehr erheblich
beschränkt worden. Die handarbeitende, nicht grundbesitzende Bevölkerung,
die vorher nur spärlich in der Zweiten Kammer vertreten war, hat durch
das allgemeine Wahlrecht und das Proportionalwahlsystem eine
vollzählige Vertretung in dieser und auch nicht wenig Sitze in der Ersten
Kammer erhalten. Da gleichzeitig das Gemeindewahlrecht stark ausgeglichen
wurde, ist das schwedische Gemeinwesen in politischer Beziehung in
hohem Grade demokratisiert. Dies wirkt natürlich mächtig auf die
gesellschaftlichen Zustände und ihre Ausgleichung zurück, ohne doch — hier
so wenig wie bei anderen Kulturvölkern — die Aufhebung der
Standesunterschiede in sich zu schliessen.
Die Spannung zwischen den verschiedenen Gesellschaftsklassen ist aber
in Schweden zu allen Zeiten gemildert worden durch den oft
hervorgehobenen, das schwedische Volk kennzeichnenden Zug von Humanität;
infolgedessen sind Reibereien und Übergriffe im praktischen Leben nie von
solcher Schärfe wie so oft in andern Ländern. Hierzu trägt des weiteren
der Umstand bei, dass der Übertritt von einer niederen in eine höhere Klasse
wohl nirgends so leicht und so häufig ist wie in Schweden; dies erklärt
sich wohl in der Hauptsache daraus, dass der höhere Unterricht so gut wie
unentgeltlich und ohne Ausnahme zugänglich ist. In der Tat sind in
den höheren Schulen nicht weniger als 20—25 % der Schüler Söhne
von Bauern und Arbeitern, und ungefähr die Hälfte aller Schüler gehört
in der Hauptsache den sog. niederen Gesellschaftsklassen an. Demzufolge
leitet auch ein grosser Teil von Schwedens hervorragendsten Männern
seinen Ursprung unmittelbar oder über ein oder zwei Glieder von den
unteren Schichten der Bevölkerung her, und »höhere» und »niedere» Stände
sind durch das mächtigste aller Bande, das des Blutes, fest miteinander
verbunden. Die hohe Bedeutung eines solchen Verhältnisses leuchtet ein.
wenn man sich des gegenteiligen Zustandes in vielen andern Ländern
erinnert, in denen der Unterschied zwischen höheren und niederen Ständen
auch weit grösser ist.
Trotz dieses günstigen Verhältnisses sind, wie in anderen Ländern, so
auch in Schweden die Klassengegensätze in der letzten Zeit künstlich
verschärft worden durch die sog. Arbeiterbewegung. Das durchaus natürliche
Streben der Handarbeiter, ihre Lage nicht nur politisch, sondern vor allen
Dingen wirtschaftlich und gesellschaftlich zu verbessern, hat unter dem
Einfluss der vom Auslande hereingekommenen sozialistischen Theorien und
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