- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
558

(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
Table of Contents / Innehåll | << Previous | Next >>
  Project Runeberg | Catalog | Recent Changes | Donate | Comments? |   

Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Unterrichtswesen und geistige Kultur. Einl. von P. E. Lindström - 10. Die schönen Künste - Baukunst. [Von F. Sundbärg]. Rev. nach Mitteilungen von Ragnar Östberg, Carl G. Bergsten u. a.

scanned image

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Below is the raw OCR text from the above scanned image. Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan. Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!

This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.

558 IV. DAS UNTERRICIITSWESEN UND DIE GEISTIGE KULTUR.

Schöpfungen bald einen prachtvollen oder ernst monumentalen, bald einen
ländlich liebenswürdigen Charakter zu geben wusste. Drottningholm ist eine reiche
Anlage in französischem Geschmack, die meisten von Tessins Werken jedoch
zeichnen sich durch einfache, auf italienischen Vorbildern ruhende Architektur
aus. Eine weitere Ausbildung erhielt diese durch des Künstlers Sohn, Nikodemus
Tessin den Jüngeren (1654—1728), der bei vielen der späteren Werke des
Vaters mitwirkte. Und so wurde der Anstoss zu der letzten Epoche des
schwedischen Barockstils gegeben. Diese geht gleichzeitig mit dem europäischen
Rokoko einher, zeigt jedoch einen abweichenden Charakter und kann als die
tessinsche oder Schlossbauperiode bezeichnet werden.

Das königliche Schloss zu Stockholm, ein Werk Nikodemus Tessins d. J.,
wurde an der Stelle des 1697 abgebrannten alten Schlosses »Drei Kronen»
errichtet. Der Bau nahm die grössere Hälfte des 18. Jahrhunderts in Anspruch.
Das monumentale Werk hat in seinem Äussern mehr mit der italienischen
Hoch-und Spätrenaissance als mit der zeitgenössischen Baukunst gemein. Die einfache,
genial erhabene Anlage, die in jeder Einzelheit das Gepräge der Vollendung
trägt, macht einen mächtigen und ergreifenden Eindruck, der durch die herrliche
Lage noch erhöht wird. Das Schloss gilt auch allgemein nicht nur als das
hervorragendste Bauwerk Schwedens, sondern als eines der bedeutendsten der ganzen
Welt. Welche Wirkungen Tessin auch dem Innern zu entlocken wusste, davon
zeugen sowohl die Galerien und Vestibüle des Schlosses, von diesen besonders
das des Südflügels durch geniale Komposition auffallend, als auch des Meisters
eigener Palast mit seiner italienischen Hofanlage. Ausser den genannten
stammen von Tessin d. J. zahlreiche fesselnde weltliche und kirchliche Bauwerke in
Stockholm wie in der Provinz.

Tessin erlebte die Vollendung seines Meisterwerkes nicht; von den Interieurs
des königlichen Schlosses sind viele nach seinem Tode entstanden. Diese sowie
ähnliche Paitien in den königlichen Lustschlössern, ferner Gustavs III. vornehm
gehaltenes, jetzt nicht mehr bestehendes Opernhaus von C. F. Adelcrantz (1716
—96), der auch Erbauer der hervorragend komponierten Norrbro (Nordbrücke)
vor dem königlichen Schlosse ist, die Stockholmer Börse von E. Palmstedt (1741
—1803) und eine Anzahl Kircheninterieurs, darunter die prächtige
Schlosskapelle, bilden die bedeutendsten Erzeugnisse der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts in Schweden.

In der kirchlichen Baukunst bezeichnen das 17. und 18. Jahrhundert in
Schweden die Einführung der Zentralkirche, wozu Tessin d. Ä. die Anregung
durch die Kalmarer Domkirche gab. Übrigens bereicherte man in jenen Zeiten
die Kirchen durch zahlreiche, oft prachtvolle Grabdenkmäler und angebaute adlige
Begräbniskapellen.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts erhält ihr Gepräge durch den sog.
Empirestil, in Schweden Karl Johanns Stil genannt. Man darf behaupten, dass
mit dieser Richtung in der Baukunst der französische Einfluss in Schweden sein
letztes Wort spricht. In der Profanarchitektur steht als eines der stattlichsten
Zeugnisse hierfür die Bibliothek Carolina Rediviva in Uppsala da, einfach, aber
grossartig angelegt, und die kirchliche Kunst besitzt in der Skeppsholmskirche
zu Stockholm von F. Blom (1781—1853) aus derselben Epoche ein harmonisches
und wohldurchdachtes Werk mit dem letzten Hauche des Klassizismus. Hier
reisst der Faden der Überlieferung ab, und mit der Mitte des 19. Jahrhunderts
beginnt jenes nervöse Haschen nach Motiven von allen Enden der Welt, das mit
industriellen Verhältnissen und später besonders mit der versteckten Ausnutzung
der gewalzten Eisenträger zusammenhing und schliesslich aus der Baukunst eine
dekorative Kunst machte.

Der bedeutendste Vertreter dieses dekorativen Stils war F. W. Scholander (1816
—81), ein vielseitig begabter Künstler, der namentlich in der von ihm erbauten

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Project Runeberg, Mon Dec 11 19:14:07 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
https://runeberg.org/schwed13/1/0582.html

Valid HTML 4.0! All our files are DRM-free