- Project Runeberg -  Schweden : historisch-statistisches Handbuch / Erster Teil : Land und Volk /
618

(1913) [MARC] Author: Joseph Guinchard
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Unterrichtswesen und geistige Kultur. Einl. von P. E. Lindström - 11. Die wissenschaftliche Forschung - Ästhetik. Von J. A. Nilsson

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IV. DAS UNTERRICIITSAVESEN UND DIE GEISTIGE KULTUR.

Blick zeigt der Dichter Olof Bergklint (1733—1808). Allerdings steht auch er
noch auf dem utile-dulci-Standpunkt, aber er hebt doch in einer beredten Weise
die Bedeutung der Phantasie für den Dichter in seiner Rede »Tal över
skaldekonsten» (Rede über die Dichtkunst, 1761) hervor. Der feinste Kritiker
Schwedens während des 18. Jahrhunderts ist J. H. Kellgren (1751—95), der von
1778 an die literarische Kritik in »Stockholmsposten» besorgte. Während die Kritik
früher fast durchaus negativ war und darin bestand, Fehler und Verstösse gegen
die Geschmacksregeln nachzuweisen, fasste Kellgren ihr Wesen während seiner
letzten Jahre tiefer, nämlich als eine Erklärung der Schönheiten des Kunstwerkes.
Sein »Företal till Fredmans epistlars (Vorrede zu Fredmans Episteln) gehört
zu dem Geistvollsten in der schwedischen Kritik. Der bedeutendste
Vertreter der französisch-klassischen Geschmacksrichtimg in Schweden war Kellgrens
Waffenbruder Carl Gustaf af Leopold (1756—1829), der in mehreren Schriften,
besonders der »Om smaken och dess allmänna lagar» (Uber den Geschmack und
seine allgemeinen Gesetze, 1801), die poetischen Theorien erörtert hat. Noch so
spät wie 1798 gab der Dichter Gustaf Fredrik Gyllenborg (1731—1808) eine
gereimte schwedische Ars poetica in vier Gesängen: »Försök om skaldekonsten»
(Versuche über die Dichtkunst) heraus. Als Vorläufer der Romantik muss vor
allem Thomas Thorild (1759—1808), eine echte Sturm-und-Drangnatur, reich
an Ideen und Einfällen, unruhig und aufbrausend, ohne Sinn für Mass und
Verhältnis, genannt werden. Er vertrat die Forderung, dass das Genie frei von
Regelzwang sein, und dass die Natur in der Dichtung zu ihrem Rechte kommen sollte.
In seinem bedeutendsten Werk »En kritik över kritiker med utkast till en
lagstiftning i snillets värld» (Eine Kritik über Kritiker nebst Entwurf einer
Gesetzgebung im Reiche des Geistes), will er die Prinzipien der literarischen Kritik
bestimmen. Neben Thorild stehen als Vertreter einer freieren Kunstauffassung
Jakob Fredrik Neikter (1744—1803) und Carl August Ehrenswärd (1745—1800).
Beide sind Schüler Montesquieus und haben besonders einen guten Blick für
den Einfluss des Milieus auf Kunst und Poesie. Neikter hat eine
Gesamtdarstellung seiner Ansichten in der geistreichen Eintrittsrede gegeben, die er 1787
in der Akademie der Wissenschaften über »Orsaken till smakens olikhet,
uppkomst och förfall hos olika folkslag» (Die Ursachen der Verschiedenheit des
Geschmacks, seiner Entstehung und seines Verfalls bei verschiedenen Völkern),
hielt. Ehrenswärd ist in Schweden auch der erste Repräsentant der neuklassischen
Richtung. In einem lapidaren, temperamentvollen Stil entwickelt er seine
Kunsttheorien in den beiden Schriften »Resa i Italien» (Reise in Italien) und
»De fria konsters filosofi» (Die Philosophie der freien Künste).

Die Einführung der Kantischen Philosophie in Schweden in den 1790er Jahren
untergrub in hohem Grade die französisch-klassische Kunstauffassung. Die Ehre,
in Schweden zuerst die Kenntnis der Kantischen Ästhetik vermittelt und deren
Grundsätze zuerst in kritischer Tätigkeit angewandt zu haben, gebührt Benjamin
Höijer (1767—1812). Höijer blieb indessen nicht bei Kant stehen, sondern hat
in seinen späteren Schriften starke Eindrücke zuerst von Schelling, dann von
Hegel erhalten und in des letzteren Geist ein eigenes ästhetisches System
geschaffen, das vielfach dem weit später ausgearbeiteten Hegels vorgreift. Anders
Lidbeck (1772—1829), der erste Professor der Ästhetik in Lund (ernannt 1801),
erörterte in einer Reihe von Abhandlungen die neuere Ästhetik, deren
Hauptresultate er mit dem englischen Empirismus zu vereinen suchte. Für den Dichter
Esaias Tegnér (1782—1846), der als Dozent und Adjunkt der Ästhetik in den
Jahren 1803—12 tätig war, ward die Beschäftigung mit der
Kant-Schil-lerschen Ästhetik von entscheidender Bedeutung: er hat ihr den Stoff zu seiner
eigenen Kunstauffassung entnommen. Ein anderer Schüler Kants und Schillers
war Samuel Grubbe (1786—1853), der in seinen, nach seinem Tode
herausgegebenen Vorlesungen über »Det sköna och konstens filosofi» (Das Schöne und die

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